17.01.2024, 10:44 Uhr

Windenergie-Allzeitrekord: Frankreich produziert 2023 über 30 Prozent mehr Windstrom


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Paris – Frankreich hat im Jahr vergangenen 2023 so viel Windstrom produziert und in die Netze eingespeist wie noch nie. Neben dem Ausbau der Windenergie an Land (onshore) gewinnt auch die Offshore Windenergie zunehmend an Dynamik.

Die Energiepolitik Frankreichs wird in der öffentlichen Wahrnehmung zwar noch hauptsächlich mit den Diskussionen um die Kernenergie verbunden. Gleichwohl verläuft der französische Ausbau der erneuerbaren Energien eher im Hintergrund, das Ausbautempo und die Schlagkraft ist jedoch deutlich höher als bei der Kernenergie.

Windstrom-Produktion in Frankreich steigt 2023 auf neues Rekordniveau

Die Windkraftanlagen in Frankreich haben 2023 insgesamt 48 Mrd. kWh Strom (2022: 36,6 Mrd. kWh) erzeugt und in die Netze eingespeist. Nach den Daten der europäischen Netzbetreiber (Entso-e) ist das ein Anstieg um 31,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr und ein neuer Jahresrekord. Ein Grund für die hohe Steigerung ist der Zubau und die Inbetriebnahme von voraussichtlich deutlich mehr als 2.500 MW (2,5 GW) Windkraftleistung in Frankreich im vergangenen Jahr. Nach Angaben des französischen Netzbetreibers RTE waren schon mit Stand vom 01. Oktober 2023 Windkraftanlagen mit einer Leistung von über 23.000 MW (23 GW) in Betrieb (Ende 2022: 20.500 GW).

Neben dem Ausbau der Windenergie an Land gewinnt auch die Offshore Windenergie in Frankreich an Dynamik. Am 01.06.2023 wurde laut Entso-e Angaben in Frankreich der erste Offshore-Windstrom in das französische Netz (362 MW) eingespeist. Das bisherige Allzeithoch für die Offshore Windenergie stammt vom 29.10.2023, als die französischen Offshore Windkraftanlagen bereits Strom mit einer Leistung von 698 MW produzierten. Weitere Offshore Windparks gehen 2024 und in den nächsten Jahren in Betrieb. Im November 2023 hatte der französische Präsident Macron die Ausschreibung von 10.000 MW (10 GW) Offshore Windkraftleistung angekündigt. Die Offshore Windkraftleistung könnte damit bis 2035 auf rd. 18.000 MW (18 GW) steigen.

Ausbau der Kernenergie zu langsam – maximal ein neues Atomkraftwerk bis 2035 in Betrieb

Während der Ausbau der erneuerbaren Energien in Frankreich mit hohem Bautempo erfolgen kann, kommt der Ausbau der Atomenergie in Frankreich kaum vom Fleck. Mit dem Atomkraftwerk Flamanville (1.650 MW) ist nur ein einziges neues Kernkraftwerk – und das seit 2007 - im Bau. Der zuletzt von EDF genannte Termin für die Inbetriebnahme von Flamanville ist das erste Quartal 2024. Das wäre eine Rekordbauzeit von 17 Jahren.

Wegen der langen Bauzeiten von Atomkraftwerken (10 – 15 Jahre) und auf Grund der Tatsache, dass Frankreich noch mit keinem weiteren AKW- Neubau begonnen hat, ist in Frankreich auch mit keiner weiteren Inbetriebnahme eines Atomkraftwerks vor 2035 zu rechnen. Erschwerend kommt hinzu, dass an den jetzt geplanten drei Standorten für sechs neue Atomkraftwerke bereits das EPR-Nachfolgemodell, der EPR-2, errichtet werden soll. Mit dem veränderten Design wird der EPR-2 als vereinfachtes Modell des EPR-Reaktors angekündigt, im Ergebnis wird allerdings mit dem EPR-2 zunächst ein weiterer Prototyp errichtet. Offenbar nicht ohne Grund hat EDF angekündigt, dass die geplanten neuen sechs Atomkraftwerke der Reihe nach gebaut und nicht zeitgleich errichtet werden.

Quelle: IWR Online

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