16.07.2014, 08:15 Uhr

Zwei britische Atomkraftwerke fallen wegen Störung aus

Münster - Die britischen Atomkraftwerke (AKW) zählen zu den ältesten nuklearen Anlagen in Europa. Gleich zwei Kernkraftwerke sind auf der Insel jetzt unvorhergesehen und zeitgleich ausgefallen.

Bereits am letzten Donnerstag (10.07.2014) ging im Kernkraftwerk Dungeness der Block B21 wegen eines "ungeplanten" Ausfalls vom Netz. Am Montag (14.07.2014) musste der Betreiber EDF des AKW Torness auch den Ausfall des Reaktors 1 nach einem Alarm während eines Sicherheitstests bekanntgeben.

Kernkraftwerk Dungess: Abschaltung für 2018 geplant

Im Süden Englands steht das Kernkraftwerk Dungeness. Von ursprünglich vier AKW-Blöcken sind aus wirtschaftlichen Gründen zwei Anlagen (Blöcke A) bereits abgeschaltet worden, nur noch die zwei Blöcke B (B21, B22) sind in Betrieb. Die noch produzierenden AKW-Blöcke B21 und B22 sind Anlagen der alten Magnox-Baureihe und haben jeweils eine Leistung von 615 Megawatt (MW). Ein Transformator-Schaden hat jetzt dafür gesorgt, dass der AKW-Block B21 laut Betreiber EDF "ungeplant" ausgefallen ist. Die zwei AKW-Blöcke Dungess B sind bereits seit 1983 bzw. 1985 und damit rd. 30 Jahre im Betrieb.

Atomkraftwerk Torness schaltet sich nach Alarm automatisch ab

Das AKW Torness steht südlich von Dubar in Schottland und besteht aus zwei 680-MW-Blöcken, die 1988 und 1989 in Betrieb gegangen sind. Von der Pannen-Abschaltung betroffen ist Block 1, bei dem während eines Sicherheitstests Probleme auftraten. Daraufhin hat sich das AKW automatisch abgeschaltet. Die Anlage in Torness soll nach Ende der Betriebslaufzeit im Jahr 2023 abgeschaltet werden. Bekannt wurde das AKW Torness, weil im Jahr 1999 ein Flugzeug in einer Entfernung von weniger als einem Kilometer vom AKW ins Meer abstürzte.

Britische Atomkraftwerke erreichen Altersgrenze - Zankapfel Hinkley Point C

Die britischen AKW sind bereits sehr alt. Weil immer mehr Anlagen die betriebliche Altersgrenze erreichen und stillgelegt werden, will die britische Regierung zumindest ein Ersatz-AKW bauen. Am Standort Hinkley Point sollen die AKW-Blöcke C1 und C2 mit jeweils 1.600 MW errichtet werden. Allerdings gibt es Ärger mit der EU-Kommission, denn das neue AKW ist wegen der gesunkenen Strompreise in Großbritannien ohne staatliche Subventionen wirtschaftlich nicht zu betreiben. Die britische Regierung plant, für den Atomstrom einen festen Vergütungspreis (in Analogie zum alten deutschen EEG mit festen Vergütungssätzen) von 10,8 ct/kWh über eine Laufzeit von 35 Jahren zzgl. Inflationsausgleich zu zahlen. Das hat EU-Wettbewerbskommissar Almunia auf den Plan gerufen, der Ende 2013 ein Verfahren gegen Großbritannien eingeleitet hat. Zunächst will Almunia wissen, warum die aktuell zwei im Bau befindlichen AKW in Frankreich und Finnland gleichen Typs ohne staatliche Subventionen auskommen, die geplanten britischen AKW-Blöcke Hinkley Point C1 und C2 aber nicht. Die Entscheidung der EU-Kommission könnte brisante Auswirkungen auf die Kernenergie und den europäischen Energiemarkt haben.

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