22.10.2013, 08:37 Uhr

Neue Kernkraftwerke: Britischer Atomstrom ist teurer als Solarenergie

Paris/London – Großbritannien hat nach monatelangem Hickhack die Weichen für zwei neue Atomkraftwerke auf der Insel gestellt. Der französische Energiekonzern EDF wird die Meiler mit chinesischen Partnern hochziehen. Besonderes Bonbon: Als Gegenzug für das Milliardeninvestment erhalten die Partner eine garantierte Einspeisevergütung.

In Deutschlands Kernkraftwerken gehen allmählich die Lichter aus, in der Nachbarschaft hingegen leuchten sie demnächst wieder etwas heller. Die geplante Atomanlage Hinkley Point C in der Grafschaft Somerset mit ihren zwei Reaktoren á 1.600 Megawatt soll 2023 ans Netz gehen. Dafür holen die Briten ausgewiesene Experten an Bord: Die französische EDF betreibt diverse Meiler in der französischen Heimat und wird das Projekt auf der Insel federführend vorantreiben.

EDF selbst hält an dem Konsortium laut Mitteilung vom Montag 45 bis 50 Prozent und sucht nach einem Partner, der 15 Prozent übernimmt. Entsprechende Verhandlungen mit Interessenten würden derzeit laufen. Die chinesischen Konzerne CGN und CNNC sind ebenso im Boot wie Areva mit zehn Prozent.

Kernkraft kommt teuer

Das Besondere an dem Projekt mit einem Investitionsvolumen von 16 Mrd. Britischen Pfund (18,9 Mrd. Euro): Der Strom aus Hinkley Point C wird zu einem Mindestpreis von umgerechnet 10,9 Cent je Kilowattstunde verkauft – garantiert und damit mehr als hierzulande etwa für Solarenergie gezahlt wird. Dieser Betrag wird zudem von 2023 bis 2058 inflationsbereinigt. „Die in Großbritannien vereinbarte Vergütung über 35 Jahre für das Atomkraftwerk Hinkley zeigt, wie teuer die Kernkraft im Vergleich zu den Erneuerbaren Energien ist“, erklärte der Bundesverband Erneuerbare Energie in einer Stellungnahme.

Zuletzt hatte EDF beim Kraftwerksbau im französischen Flamanville kein glückliches Händchen bewiesen. Statt der ursprünglich geplanten Kosten von 3,3 Mrd. Euro sind nun 8,5 Mrd. Euro veranschlagt.


© IWR, 2013