07.07.2016, 15:51 Uhr

NRW streicht Braunkohle-Tagebau Garzweiler II zusammen

Düsseldorf / Köln – Die rund 1.500 Bewohner des kleinen Örtchens Holzweiler im Rheinischen Braunkohlerevier können aufatmen. Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hat im Rahmen einer Leitentscheidung zum Braunkohle-Tagebau beschlossen, dass das Abbaufeld deutlich verkleinert und die Umsiedlung somit hinfällig wird.

Die rot-grüne NRW-Landesregierung hat die Leitentscheidung zur Zukunft des rheinischen Braunkohlereviers beschlossen. Der geltende Braunkohleplan Garzweiler II aus dem Jahr 1995 sieht noch die Umsiedlung des Ortes Holzweiler vor, da hier in den Jahren nach 2030 Braunkohle gewonnen werden sollte. Der langfristig erkennbare Rückgang der Braunkohleverstromung hat aber eine Neubewertung der Notwendigkeit des ursprünglich geplanten Umsiedlungsverfahrens erforderlich gemacht. Weitere Abbaugebiete sind hingegen bestätigt worden.

Remmel: Braunkohleplan wird erstmals verkleinert

Für Franz-Josef Lersch-Mense (SPD), NRW-Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien, ist mit der getroffenen Leitentscheidung auch verbunden, dass Braunkohlenabbau im rheinischen Revier weiterhin erforderlich ist. Die Tagebaue Hambach und Inden bleibe unverändert. Der Tagebau Garzweiler werde aber so verkleinert, dass die Ortschaft Holzweiler, die Siedlung Dackweiler und der Hauerhof nicht umgesiedelt werden müssten. Der Abbaubereich des Tagebaus wird so verändert, dass eine Insellage vermieden wird und der Tagebau nur von zwei Ortsseiten an Holzweiler heranrückt. Der Mindestabstand zur Abbaugrenze soll nun 400 Meter betragen.

NRW-Klimaschutz-Minister Johannes Remmel (Bündnis 90/Die Grünen): „Erstmals wird nun aufgrund der veränderten energiepolitischen Grundannahmen in Deutschland ein Braunkohleplan verkleinert. Wir sind uns einig, dass ab den 2020er Jahren der Bedarf deutlich zurückgeht und haben darauf gemeinsam reagiert. Im Vordergrund stand, dass die Menschen in Holzweiler nicht ihre Heimat verlieren. Der jetzt festgehaltene Mindestabstand von 400 Metern ist aus unserer Sicht ein tragfähiger Kompromiss.“

RWE Power: Verlust mehrerer hundert Millionen Tonnen Braunkohle

Auch der betroffene Energiekonzern RWE nahm Stellung zur Leitentscheidung. Diese beinhalte eine deutliche Verkleinerung des bereits genehmigten Abbaufelds des Tagebaus Garzweiler, verbunden mit dem Verlust mehrerer hundert Millionen Tonnen Braunkohle. Gleichwohl begrüße RWE Power, dass die energiewirtschaftliche Erforderlichkeit des Tagebaus Garzweiler für die Zeit nach 2030 ohne zeitliche Begrenzung sowie der Tagebaue Inden und Hambach in ihren genehmigten Abbaugrenzen erneut bestätigt worden sind. Für die Ortschaft Holzweiler ist ein deutlich vergrößerter Abstand von 400 Metern zwischen Abbaukante und der Ortschaft festgelegt worden, der über Immissionsschutzanforderungen und sicherheitstechnische Aspekte weit hinausgehe. RWE Power betont, dass es aus Sicht des Konzerns für den Immissionsschutz wirksamere Maßnahmen als eine Abstandsvergrößerung gebe. Man werde die weiteren Umsetzungsschritte im anstehenden Braunkohlen-Planänderungsverfahren konstruktiv und intensiv begleiten.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2016