24.02.2025, 16:13 Uhr

Dekarbonisierung der Stahlindustrie: Salzgitter AG erreicht wichtige Meilensteine bei CO2-Reduktion in der Stahlproduktion


© Salzgitter AG

Salzgitter - Die energieintensive Stahlindustrie gehört zu den Branchen mit sehr hohen Treibhausgasemissionen. Die Dekarbonisierung der Stahlproduktion hat für eine erfolgreiche Energiewende daher eine hohe Bedeutung. Die Salzgitter AG setzt dabei kurzfristig auf die Minderung von Emissionen durch grünen Strom, im Salcos-Programm wird die Erzeugung von grünem Stahl vorangetrieben.

Der Stahlkonzern Salzgitter treibt die Dekarbonisierung der Stahlproduktion voran. Ein Tochterunternehmen der Salzgitter AG wird noch im Jahr 2025 den Stahl für CO2-arme Grobbleche an Siemens Gamesa liefern. Die Grobbleche sind für die Fertigung von 36 „Siemens Gamesa Greener Tower“ vorgesehen, die im neuen Offshore-Windpark Thor in der dänischen Nordsee an der Westküste Jütlands errichtet werden sollen. Am Standort der Salzgitter AG entsteht mit einer 100-MW-Elektrolyseanlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff für eine CO2-arme Stahlproduktion zudem ein weiterer wichtiger Baustein der grünen Wasserstoffwirtschaft.

Salzgitter liefert Stahl für 36 Türme von Offshore-Windpark Thor

Die Ilsenburger Grobblech GmbH, eine Tochtergesellschaft der Salzgitter AG, und des Windkraftanlagenherstellers Siemens Gamesa haben einen Vertrag über die Lieferung von rund 25.000 Tonnen Grobblech für den Bau von 36 Windtürmen unterzeichnet. Bei diesen Windtürmen handelt es sich um den sogenannten „Siemens Gamesa Greener Tower“. Das Besondere an dem Turm ist der Ausstoß an CO2-Äquivqalenten (CO2eq) von weniger als 700 kg pro Tonne Stahl. Dies, so Salzgitter, sei ein bedeutender Schritt für die Branche, da allein die Produktion von Windtürmen für mehr als zwei Drittel aller CO2eq-Emissionen von Windkraftanlagen verantwortlich ist.

Der neue CO2-reduzierte Turm gehört seit 2024 zum Produktportfolio von Siemens Gamesa und kann als Option für alle zukünftigen Onshore- und Offshore-Windkraftanlagen eingesetzt werden. Erstmaliger Einsatz des Siemens Gamesa Greener Tower ist nun der Offshore-Windpark Thor in der dänischen Nordsee an der Westküste Jütlands, der bis Ende 2027 fertiggestellt werden soll und über eine geplante Leistung von mehr als 1.000 MW verfügt. Damit wird Thor mit insgesamt 72 Windtürmen der bisher größte Offshore-Windpark Dänemarks sein und mehr als eine Million dänische Haushalte versorgen. Betreiber des Windparks ist der Energiekonzern RWE.

Das Grobblech für die 36 Greener Towers wird von der Ilsenburger Grobblech GmbH (ILG) und der Mannesmann Grobblech GmbH (MGB) geliefert. Für die Herstellung der Grobbleche werden rund 30.000 Tonnen Vormaterial benötigt. Ein Teil dieser Brammen wird bei der Peiner Träger GmbH (PTG) mit geringen CO2eq-Emissionen unter Verwendung von schrottbasiertem Elektrostahl und erneuerbaren Energien hergestellt. Die restlichen Brammen werden von der internationalen Handelsgesellschaft Salzgitter Mannesmann International aus europäischen Quellen mit ähnlich niedrigen CO2eq-Emissionen geliefert. Die Grobbleche für die Windtürme sollen von März bis Oktober 2025 an die Windturmhersteller Windar in Spanien und Welcon in Dänemark geliefert werden.

„Wir freuen uns, dass ILG und MGB als erste zertifizierte Lieferanten einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung des globalen CO2eq-Fußabdrucks durch die Lieferung von emissionsarmem Grobblech leisten. Zu diesem Zweck haben wir in neues Equipment investiert, um solche Windprojekte mit 18 - 24 Meter langen Grobblechen versorgen zu können“, so Oliver Laubner, Vertriebsleiter bei der Isenburger Grobblech GmbH.

„Wenn alle vom Unternehmen in einem Jahr installierten Türme durch Greener Towers ersetzt würden, wäre das gleichbedeutend damit, über 466.000 Autos für ein Jahr von europäischen Straßen zu entfernen. Innovationen wie diese sind entscheidend, um unsere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, ergänzt Maximilian Schnippering, Head of Sustainability bei Siemens Gamesa.

Grundsteinlegung weiterer großer Schritt innerhalb von Salcos®-Programm - Politik für Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen gefordert

Im Zusammenhang mit dem Aufbau von Produktionskapazitäten für grünen Stahl erfolgte am 12. Februar 2025 in Salzgitter die Grundsteinlegung für eine der europaweit größten Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff. Ab 2026 soll die Anlage rund 9.000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr erzeugen, der für die Produktion von CO2-reduziertem Stahl genutzt werden soll. Die Aufnahme der Erzeugung von grünem Wasserstoff markiert auch den Beginn der industriellen Nutzung von Wasserstoff im Rahmen von Salcos® (Salzgitter Low CO2 Steelmaking). Salcos® zielt auf eine nahezu CO2-freie Stahlproduktion ab. Das Technologieunternehmen ANDRITZ wird die 100-MW-Elektrolyseanlage auf EPC-Basis liefern und dabei die Druck-Alkali-Elektrolyse-Technologie von HydrogenPro einsetzen.

Salcos® wird schrittweise realisiert und besteht aus einer Direktreduktionsanlage, einem Elektrolichtbogenofen (beide ebenfalls bereits im Bau) und der 100-MW-Elektrolyseanlage zur Wasserstoffherstellung. Bereits 2026 will die Salzgitter Flachstahl GmbH mit Produkten von der neuen Route am Markt sein. Im Jahr 2033 soll die Umstellung auf eine nahezu CO2-freie Stahlproduktion am Standort Salzgitter abgeschlossen sein.

„Hiermit zeigen wir, dass wir in der Transformation unseres Unternehmens, hin zu einer CO2-armen Stahlerzeugung, planmäßig voranschreiten. Wir machen mit dieser Anlage zur On-site Wasserstoffherstellung unsere Hausaufgaben. Nun ist die Politik gefordert, geeignete Rahmenbedingungen für die grüne Produktion zu schaffen. Hier sind insbesondere wettbewerbsfähige Netzkosten und ein engagierter Aufbau der Wasserstoffwirtschaft vorrangig“, so Gerd Baresch, Geschäftsführung Technik der Salzgitter Flachstahl GmbH anlässlich der Grundsteinlegung.

Quelle: IWR Online

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