IEA: Hohe Öl- und Benzinpreise gefährden Weltkonjunktur
Hamburg - Die anhaltend hohen Preise für Erdöl und Benzin bedrohen nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) die Weltwirtschaft. Sie "könnten die Erholung der Konjunktur strangulieren und die Weltwirtschaft zurück in die Rezession treiben", warnte IEA-Chefökonom Fatih Birol im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin "Capital". Die IEA, ein Zusammenschluss der großen Erdöl-Verbraucherstaaten, entscheidet im Krisenfall über die Freigabe der strategischen Öl- und Benzinvorräte des Westens. Ein Anzapfen dieser Reserven lehnt Birol zum jetzigen Zeitpunkt vehement ab. Seiner Auffassung nach sollten die Ölreserven genutzt werden, wenn es einen tatsächlichen, physischen Angebots-Engpass gebe und der liege nicht vor, so Birol. Der Preis für ein Barrel der Rohölsorte Brent bewegt sich seit mehr als einem Jahr über der Marke von 100 US-Dollar. Zuletzt hat sich der Preis wieder etwas entspannt und ist unter die Marke von 120 US-Dollar/Barrel gefallen. Aktuell kostet ein Fass der Nordseesorte Brent noch etwa 110 US-Dollar.
Hohes Öl-Preisniveau von Dauer
Der IEA-Ökonom Birol forderte die europäischen Politiker auf, sich Gedanken zu machen, wie die Abhängigkeit vom Öl verringert werden könne. Die Importrechnung der EU für Öl werde 2012 auf einen Rekord von rund 500 Mrd. US-Dollar pro Jahr steigen. Während US-Präsident Barack Obama strengere Verbrauchsstandards für Fahrzeuge beschlossen habe und neue Techniken zur Erschließung von Ölvorkommen fördere, sei auf dem alten Kontinent nichts dergleichen passiert. "Wenn die Regierungen nicht bald Lösungen für eine Verringerung des Ölverbrauchs finden, habe ich wenig Hoffnung.", so Birol. "Ohne wirtschaftliche Alternativen sind wir dazu verdammt, Öl zu jedem Preis zu kaufen." Birol prognostizierte ein jahrelanges Hoch an den internationalen Rohöl-Märkten. "Es ist nicht zu erwarten, dass die Kurse signifikant unter die jetzigen Niveaus fallen", sagte der Türke. "Es sei denn, wir erleben eine richtig tiefe Rezession." Der globale Verbrauch von derzeit 89 Millionen Fass (je 159 Liter) jeden Tag werde weiter steigen.
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