18.09.2012, 10:48 Uhr

Kernfusion: Bundesregierung will ITER-Förderung beenden

Münster/Berlin - Offenbar will die Bunderegierung die Projektförderung für die internationale Kernfusionsforschungsanlage ITER in Frankreich beenden. Es würden keine neuen Projektanträge mehr angenommen, heißt es laut der Financial Times Deutschland unter Berufung auf ein Antwortpapier auf eine Anfrage der SPD-Fraktion. Insgesamt habe das Bundesforschungsministerium seit 2009 über 34 Mio. Euro für Projekte rund um den Experimental-Fusionsreaktor ITER (International Thermonuclear Experimental Reactor) bewilligt. ITER soll zeigen, dass es physikalisch und technisch möglich ist, durch Kernverschmelzung Energie zu gewinnen. Langfristiges Ziel ist die kommerzielle Nutzung der Kernfusion zur Stromerzeugung. Ein Grund für die Einstellung der Förderung seien fehelende Großaufträge für deutsche Firmen.

Energie erzeugen wie die Sonne

Das Prinzip bei der Kernfusion gleicht dem Prozess, mit dem die Sonne und die Sterne ihre Energie erzeugen. Die Sonne sendet Licht aus, weil in ihr Wasserstoffkerne in einem mehrstufigen Prozess zu Heliumkernen verschmelzen und dabei Energie frei setzen. Dieser Prozess findet auch unter den extremen Bedingungen im Sonneninnern nur mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit statt. Das bedeutet einerseits, dass die Sonne noch sehr lange erhalten bleiben wird. Andererseits ist die vorhandene Menge an "Brennstoff" in Form von Wasserstoff so groß, dass trotz der geringen Reaktionswahrscheinlichkeit kontinuierlich genügend viel Energie abgestrahlt wird, um das irdische Leben zu ermöglichen. Während im ITER-Projekt auf das sog. Tokamak-Prinzip gesetzt wird, unterstützt das Bundesforschungsministerium auch ein alternatives Fusions-Prinzip. Nach dem sog. Stellarator-Prinzip könnte im Gegensatz zum Tokamak-Prinzip ein kontinuierlicher Betrieb ermöglicht werden. Das bislang größte und fortgeschrittenste Experiment nach diesem Prinzip wird derzeit am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Greifswald aufgebaut.


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