18.09.2012, 11:46 Uhr

dena-Studie: Mit Energieeffizienz 33 Mrd. Euro einsparen

Berlin - Deutschland kann seine Energiekosten im Jahr 2020 um bis zu 33 Mrd. Euro senken. Das haben aktuelle Berechnungen der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) ergeben. Voraussetzung ist, dass die von der Bundesregierung beschlossenen Energieeffizienzziele umgesetzt werden. Sollten die aktuellen Rahmenbedingungen und Trends jedoch bis 2020 fortgeschrieben werden, so können nur rund 18 Mrd. Euro eingespart werden. Wie viel tatsächlich realisiert wird, hängt nach Ansicht der dena von der Investitionsbereitschaft der Verbraucher und der Festlegung klarer Rahmenbedingungen durch die Politik ab. Erhebliche Energieeffizienzpotenziale gäbe es immer noch in allen Verbrauchsbereichen. Besonders viel Energie könne in Gebäuden und durch spritsparende Fahrzeuge eingespart werden. Sehr schnell rechnen sich Energieeffizienzmaßnahmen in der Industrie.

Energieeffizienz kann Energiewende umwelt- und sozialverträglich werden lassen

"Bei der Energieeffizienz fahren wir immer noch mit angezogener Handbremse", sagt Stephan Kohler, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. Seiner Meinung nach sei sie die wirtschaftlichste Säule der Energiewende. "Sie ermöglicht den Verbrauchern, Energiepreissteigerungen zu kompensieren und damit die Kostenbelastung zu begrenzen, die durch den Ausbau der erneuerbaren Energien auf jeden Einzelnen von uns zukommt. Nur wenn wir es schaffen, unsere Volkswirtschaft energieeffizient zu organisieren, ist die Energiewende umwelt- und sozialverträglich überhaupt erreichbar. Die Technik und das Know-how sind vorhanden. Umso ärgerlicher ist es, dass wir gerade hier hinterherhinken. Der Markt braucht klare, attraktive und verlässliche Rahmenbedingungen. Dann werden auch private Haushalte und Unternehmen mehr investieren. Und wenn sie einmal damit angefangen haben, werden sie merken, dass sich die Investitionen häufig schon nach wenigen Jahren rechnen."

Reduzierung des Endenergieverbrauchs um rund 13 Prozent

Den Berechnungen der dena liegen zwei Szenarien zugrunde: ein konservatives, in dem die aktuellen Rahmenbedingungen und Trends fortgeschrieben werden und ein ambitionierteres Szenario "Energiewende", in dem die Erreichung der Energieeffizienz- und -einsparziele der Bundesregierung und höhere private Investitionen in wirtschaftliche Energieeffizienzmaßnahmen unterstellt werden. Berechnet wird die Veränderung des Energieverbrauchs und der Energieverbrauchskosten im Jahr 2020 im Vergleich zum Basisjahr 2008. Nach dem konservativen Szenario kann der Endenergieverbrauch im Jahr 2020 um rund sieben Prozent reduziert werden. Nach dem Szenario „Energiewende“ sogar um rund 13 Prozent. Derzeit verbrauchen Deutschlands Unternehmen, Haushalte sowie öffentliche und private Einrichtungen rund 2.500 TWh Endenergie und zahlen dafür jährlich rund 260 Mrd. Euro, insbesondere für Verkehrsleistungen, Wärme und Stromnutzung.

dena will EEG-Umlage-Befreiung an Effizienz-Maßnahmen koppeln

Das größte Einsparungspotenzial entfällt nach den Berechnungen der dena auf den Verkehrssektor. Hier können beispielsweise durch geförderte Spritspartrainings, effizientere Fahrzeuge und Verkehrslagerung rund 12 Mrd. Euro bzw. 11 Prozent im Endenergieverbrauch eingespart werden. Der Dienstleistungssektor und die öffentliche Hand könnten basierend auf dem Szenario "Energiewende" rund 11 Mrd. Euro einsparen. Das entspricht einer Senkung des Endenergieverbrauchs um 17 Prozent. Auch die Privathaushalte könnten demnach rund 11 Mrd. Euro einsparen. Das entspräche im Wärmebereich einer Reduktion des Endenergiebedarfs um 20 Prozent, im Strombereich um 6 Prozent. Dafür schlägt die dena staatlich geförderte Gebäudesanierungsmaßnahmen und einen bedarfsbasierten Energieausweis vor. In der Industrie sieht die dena ein Einsparungspotenzial von insgesamt rund 4,4 Mrd. Euro. Um gezielte Anreize zu setzen, fordert die dena, die stark umstrittene Befreiung von der EEG-Umlage für die energieintensive Industrie an die Einführung von Energiemanagementsystemen und Energieaudits zu koppeln.


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