US-Wahl: Obama und Romney wollen Energie-Unabhängigkeit - Chancen für deutsche Unternehmen
Berlin/Washington – Die beiden US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama und Mitt Romney verfolgen in der Energiepolitik ein gemeinsames Ziel, nämlich die USA unabhängiger von Energieimporten zu machen. Wie die Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing der Bundesrepublik Deutschland, Germany Trade & Invest, einen Tag vor der US-Wahl mitteilt, werde die Rohölförderung in den Vereinigten Staaten zurzeit massiv ausgebaut. In diesem Jahr soll sie rund 6,34 Mio. Barrel pro Tag erreichen, rund 12 Prozent mehr als 2011. "Auch die Gasproduktion wächst kräftig. Der Inlandsbedarf an Erdgas lässt sich in diesem Jahr laut Energieexperten bereits zu 94 Prozent durch "einheimisches" Gas decken. Durch das sogenannte Fracking ist die Gasproduktion so weit angestiegen, dass die Preise deutlich gefallen sind. Nach Höchstständen von über 13 US-Dollar pro Mio. British Thermal Unit (BTU) befanden sie sich Ende Oktober 2012 auf einem Niveau von rund 3,50 US-Dollar", so Martin Wiekert von Germany Trade & Invest in Washington.
Deutsche Firmen aus Öl- und Gaswirtschaft können profitieren
Bisher werde das Erdgas vor allem für den lokalen Markt produziert, so Germany Trade & Invest. Aus Unternehmersicht könnte sich die Lage etwas entspannen und die Preise wieder steigen, wenn das US-Gas in Zukunft auch exportiert werden könnte. Doch dafür müssten noch rechtliche Hürden beseitigt und die gesamte Infrastruktur für den Gas-Export auf- und ausgebaut werden. Für deutsche Maschinen-, Anlagen- und Steuerungstechnik ergäben sich nach Einschätzung von Germany Trade & Invest in diesem Bereich hervorragende Absatzchancen. Gute Geschäfte versprächen auch die Förderung an sich, denn der Ausrüstungs- und Beratungsbedarf bei der immer anspruchsvolleren Ausbeutung sei beträchtlich. Sowohl Erdgas als auch "tight-oil", Erdöl also, das zwischen dichten Gesteinsschichten verborgen ist, werden durch Fracking (hydraulische Rissbildung) gefördert. Allerdings sei sowohl das Fracking als auch die wieder wachsende Ölförderung im Golf von Mexiko wegen der Umweltgefahren umstritten. "Deutsche Unternehmen können von der Expansion der Öl- und Gas-Industrie in den USA kräftig profitieren", so Martin Wiekert weiter. "Deutschland ist bereits jetzt der fünftgrößte Lieferant von Ausrüstungen für diesen Sektor".
Romney und die "Wind Jobs"
Trotz des gemeinsamesn Ziels eines energieunabhängigen Amerikas driften die Positionen und Ansichten von Obama und Romney über den Weg dorthin weit auseinander. Während Obama die erneuerbaren Energien als Zukunftschnace wahrnimmt und sich die Entwicklung einer grünen Industrie wünscht, nehmen regenerative Energienquellen bei Romney keinen hohen Stellenwert ein. In einem der TV-Duelle hatte Obama z.B. angekündigt, weitere Investitionen in erneuerbare Energien zur Schaffung neuer Jobs zu tätigen. Romney kommentierte dies mit den Worten, er werde "nicht Wind Jobs, sondern echte Jobs" schaffen. Allerdings hatte sich Romney zuletzt wieder positiver über die inzwischen berühmten "Wind Jobs" geäußert. Er würde "Wind Jobs" in Iowa und dem ganzen Land begrüßen, zitiert ihn die Huffington Post. Allerdings kommt in seiner Wahlkampagne klar zum Ausdruck, dass er im Gegensatz zu Obama für ein Ende der Windenergie-Förderung über die sog. Production Tax Credits steht. Auch auf jegliche Art von Beschränkungen von CO2-Emissionen will Romney verzichten.
© IWR, 2012