14.05.2013, 10:19 Uhr

Strom: Kommunale Unternehmen fordern Marktplatz für gesicherte Leistung

Berlin - Auf Einladung des Bundeswirtschaftsministeriums hat der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) im Rahmen des Kraftwerksforums sein integriertes Energiemarktmodell vorgestellt. Im Mittelpunkt der Diskussion steht der sogenannte Leistungsmarkt, der dafür sorgen soll, dass die Stromversorgung auch zukünftig sichergestellt werden kann und diejenigen Kraftwerke, die dazu einen Beitrag liefern, wirtschaftlich betrieben werden können. "Mit dem vorgeschlagenen Energiemarktdesign geben wir der Politik einen konstruktiven Lösungsvorschlag an die Hand. Dabei wird der heutige Strommarkt nicht komplett umgekrempelt, sondern wir bauen auf bewährte Strukturen wie dem Energy-Only-Markt auf und ergänzen diesen sinnvoll", erklärte Hans-Joachim Reck, VKU-Hauptgeschäftsführer. "Wenn wir die Versorgungssicherheit auf dem heutigen Niveau halten wollten, brauchen wir spätestens in drei Jahren Regeln für einen Marktplatz für gesicherte Leistung und nicht nur einen auf Energiemengen fokussierten Markt wie den Energy-Only-Markt. Nur so können Investitionsanreize in die dringend benötigten neuen effizienten konventionellen Erzeugungsanlagen gesetzt werden und die Wirtschaftlichkeit der weiterhin benötigten Kraftwerke sichergestellt werden."

BDEW sieht langfristig ebenfalls Probleme beim Kraftwerksbau

Der heutige Strommarkt, der Energy-Only-Markt (EOM), vergütet ausschließlich das Bereitstellen elektrischer Arbeit. Dabei sendet der EOM langfristig keine ausreichenden Knappheitssignale, so der VKU. In der Folge ließen sich die für die Versorgungssicherheit benötigten Kraftwerke weder wirtschaftlich betreiben noch lohne es sich, neue benötigte Kapazitäten zuzubauen. Vor allem Gaskraftwerke werden infolge des steigenden Anteils von Wind- und Solarstrom seltener eingesetzt und können ihre Kosten nicht mehr decken, erklärte der Verband. Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat Anfang April auf der Hannover Messe auf langfristige Probleme beim Ausbau der Kraftwerke in Deutschland hingewiesen. Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des BDEW: "Insbesondere die Planungen für Anlagen, die nach 2015 umgesetzt werden sollen, sind auf Eis gelegt worden, auch wenn teilweise bereits notwendige Genehmigungen vorliegen. Inzwischen ist bei fast einem Drittel aller Projekte der Zeitpunkt der Inbetriebnahme unklar. Die Investitionsbedingungen sind zurzeit schlichtweg zu unsicher." Es drohe eine neue Eiszeit beim Kraftwerksbau, so Müller.

Jede Menge neue Kohlekraftwerke bis 2015

Dabei gehen in Deutschland kurzfristig immer mehr fossile Kraftwerke ans Netz und produzieren Strom. Trotz des letztjährigen neuen Rekords beim Strom-Exportüberschuss in Höhe von 23 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) nehmen nach den Zahlen der Bundesnetzagentur allein in den Jahren 2013 bis 2015 per Saldo neue Steinkohle-Kraftwerke mit einer zusätzlichen Gesamtleistung von über 6.300 MW den Betrieb auf (Stand: 27.03.2013). Mit den neuen Kraftwerken können bis zu 30 Mrd. kWh (5 Prozent des Strombedarfs) Kohlestrom zusätzlich auf den Markt kommen und so den deutschen Strom-Exportüberschuss trotz der acht abgeschalteten Atomkraftanlagen in den nächsten Jahren mehr als verdoppeln. "Die Stromversorger überschwemmen den Markt geradezu mit neuen fossilen Kraftwerken, ohne in gleichem Umfang ineffiziente Altanlagen abzuschalten", sagt IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch.


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