Fukushima: Extrem hohe Strahlung an Wassertank entdeckt
Fukushima – Die Leckage an den Wassertanks im japanische Fukushima ist offenbar schlimmer als gedacht: Von den Pfützen geht entgegen ursprünglichen Meldungen eine Radioaktivität aus, die bereits nach vier Stunden tödlich ist. Die Arbeiter in der Ruine hatte zuvor die falschen Messgeräte benutzt.
Die Angelegenheit ist eigentlich schon ernst genug: Im havarierten Atomkraftwerk Fukushima sind 300 Tonnen radioaktiv kontaminierten Wassers aus einem der zahlreichen Tanks auf dem Gelände ausgetreten. Die Aufsichtsbehörde stufte das Ereignis in der vorletzten Woche als „ernsthaften Zwischenfall“ auf Stufe drei der INES-Skala ein. Das Unglück im März 2011 wurde mit der höchsten Stufe sieben klassifiziert.
Zunächst hieß es, in der ausgetretenen Flüssigkeit seien gesundheitsgefährdende Strahlungswerte von 100 Millisievert pro Stunde gemessen worden. Wer also eine Stunde lang neben einer der Pfützen mit dem Wasser steht, erhält das Fünffache der zulässigen Dosis, die für einen Kraftwerksmitarbeiter in Deutschland in seinem gesamten Berufsleben maximal zulässig ist.
Falsche Messgeräte im Einsatz
Mit den ursprünglich kommunizierten Werten war der Anlagenbetreiber allerdings ziemlich optimistisch gewesen. Jetzt wurde eine Strahlung von 1.800 Millisievert pro Stunde gemessen, teilte Tepco am Samstag mit. Wer sich vier Stunden neben einer solchen Strahlungsquelle aufhält, bekommt eine tödliche Dosis ab. Den Grund für die stark erhöhte Kontamination sucht Tepco derzeit.
Erschreckend ist auch die Begründung, mit der das Unternehmen die neue Entdeckung erklärte: Die Arbeiter haben demnach Messgeräte benutzt, mit denen maximal 100 Millisievert gemessen werden können. Kürzlich habe es neue gegeben, die bis zu 10.000 Millisievert erfassen – und da seien die höheren Werte dann aufgefallen.
Immerhin: "Der Wasserstand im Inneren (des Tanks) ist unverändert", erklärte ein Tepco-Sprecher. An einem Verbindungsrohr zwischen zwei Wassertanks sei allerdings ein neues Leck entdeckt worden, aus dem alle eineinhalb Minuten ein Tropfen entweiche. Die Strahlung betrage hier 230 Millisievert pro Stunde. An zwei weiteren Tanks seien erhöhte Strahlungswerte festgestellt worden, einmal 70 und einmal 220 Millisievert pro Stunde.
Tanks bereiten immer wieder Sorgen
Die Wasserthematik ist eines der größten Probleme auf dem Reaktorgelände. Die Bergungstrupps pumpen täglich Unmengen von Wasser in die Reaktoren, um sie zu kühlen. Dabei vermengt es sich mit dem Grundwasser in den Reaktorgebäuden. Anschließend wird die kontaminierte Brühe - so sie nicht versickert oder anderweitig ins Meer gelangt ist - in hunderten von Tanks auf dem Gelände gelagert, bevor sie aufbereitet und wiederverwendet wird. Seit der Katastrophe im März 2011 hat es bereits vier Leckagen gegeben. Die Behälter sind rund 100 Meter vom Ufer des Pazifik entfernt, weswegen Tepco keine unmittelbare Gefahr für das Meerwasser sieht.
© IWR, 2013