03.09.2013, 12:27 Uhr

Fukushima: Japan will verseuchtes Wasser loswerden

Münster – Das havarierte Atomkraftwerk in Fukushima ist weiterhin außer Kontrolle, wie nicht nur der plötzliche Fund von hochgradig kontaminiertem Wasser auf dem Gelände zeigt. Die Regierung will sich des Problems nun selbst annehmen, denn in den kommenden Tagen steht die Entscheidung über die Olympischen Spiele 2020 an. Und da ist Tokio noch im Rennen.

"Die Welt schaut auf uns, um zu sehen, ob wir die Stilllegung des Atomkraftwerks Fukushima bewerkstelligen, einschließlich der Probleme mit verseuchtem Wasser", sagte Premierminister Shinzo Abe bei einem Treffen seines Kabinetts. Sein Rezept: 47 Mrd. Yen (rund 360 Mio. Euro) sollen helfen, das massive Problem mit dem kontaminierten Wasser auf dem Kraftwerksgelände zu beseitigen. Der Betreiber Tepco ist augenscheinlich heillos überfordert, Abe will dem Unternehmen nach eigener Aussage nun helfen.

Dabei dürfte der Premier auch die anstehende Entscheidung über die Vergabe der Olympischen Spiele gedacht haben, für die sich die japanische Hauptstadt beworben hat. Negative Schlagzeilen, wie sie die Atomruine zuletzt wieder mit erhöhter Schlagzahl produziert, sind da nur bedingt hilfreich.

Falsche Messgeräte: Strahlung viel höher als gedacht

Erst am Wochenende wurde bekannt, dass die 300 Tonnen Wasser, die aus einem der zahlreichen Tanks auf dem Gelände entwichen waren, wesentlich stärker verstrahlt sind als gedacht. Von den Pfützen geht entgegen ursprünglichen Meldungen eine Radioaktivität aus, die bereits nach vier Stunden tödlich ist. Die Arbeiter in der Ruine hatten zuvor die falschen Messgeräte benutzt. Die Aufsichtsbehörde stufte die Leckage kürzlich als „ernsthaften Zwischenfall“ auf Stufe drei der INES-Skala ein.

Nicht nur dieser Vorfall zeigt: Das Problem mit dem Wasser drängt enorm. Immer noch muss das flüssige Nass in die Ruinen gepumpt werden, um die Reaktoren zu kühlen. Gleichzeitig sickert Grundwasser in die undichten Reaktorgebäude und vermischt sich mit dem kontaminierten Kühlwasser.

Mit einem unterirdischen Schutzwall aus gefrorener Erde sollen die Reaktoren von dem Grundwasser isoliert werden, damit nichts nachsickert. Mit dem jetzt bereitgestellten Geld soll auch die Dekontamination des Wassers in den Lagertanks verbessert werden. Wenn die Strahlung unter die Grenzwerte reduziert worden sei, wäre ein Abpumpen ins Meer möglich. Shunichi Tanaka, Chef der Atombehörde, wollte einen solchen Schritt nicht ausschließen.


© IWR, 2013