06.11.2013, 14:21 Uhr

Studie: Schiefergas & Co setzen OPEC–Länder unter Druck

Berlin - Das wachsende Angebot unkonventioneller Energieressourcen könnte die OPEC-Staaten künftig unter Druck setzen.

Insbesondere wenn der Iran und der Irak ihre Produktionskapazitäten ausweiten sollten und Saudi-Arabien in der Folge nicht mehr bereit wäre, sein Angebot an die jeweilige Marktlage anzupassen, könnte sich der Interessenkonflikt innerhalb der OPEC verschärfen. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

OPEC-Staaten konnten seit 2010 finanzielle Reserven aufbauen

Laut DIW Berlin haben die OPEC-Länder in den vergangenen Jahren vom steigenden Ölpreis profitiert, was wiederum den Zusammenhalt innerhalb der OPEC gestärkt habe. Nach einem vorübergehenden Produktionsrückgang infolge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise hätten seit 2010 in den meisten Golfstaaten Produktion, Reservekapazitäten und Export von Rohöl wieder zugenommen. Hohe Leistungsbilanzüberschüsse und finanzielle Reserven in den OPEC-Ländern waren die Folge, so die Wirtschaftsforscher.

Neue Entwicklungen dämpfen Nachfrage und erweitern Angebot

Gleichzeitig sind in den letzten Jahren auf dem Weltölmarkt Entwicklungen in Gang gekommen, die mittel- und langfristig die Nachfrage dämpfen und das Angebot erhöhen würden: Einerseits gehören hierzu Anreize zum Energiesparen aufgrund eines gestiegenen Ölpreises sowie verbrauchsdämpfende Maßnahmen wie der Abbau von Subventionen in Ländern mit hohem Energieverbrauch wie Indien und China. Anderseits wird das Angebot laut DIW Berlinaußerhalb der OPEC auch durch die Gewinnung von Öl auf Basis von Ölsand in Kanada erhöht, und es wurden neue Techniken zur Gewinnung von Erdöl und Erdgas („Fracking“) eingesetzt.

Rohölpreise könnten abstürzen

Wenn in Zukunft das Angebot an unkonventionellen Ölressourcen stärker steigen sollte, als heute erwartet wird, so die Experten aus Berlin, dann könnte die Nachfrage nach OPEC-Öl langfristig so deutlich abnehmen, dass Saudi-Arabien nicht mehr bereit oder in der Lage wäre, den Marktausgleich durch Produktionseinschränkungen weiterhin auf Dauer herzustellen. Um einen Verfall der Rohölpreise zu vermeiden, wäre bei einer solchen Entwicklung ein Beitrag zur Angebotsreduzierung durch weitere Ölförderländer notwendig. Insbesondere der Irak und der Iran dürften aufgrund ihres wirtschaftlichen Nachholbedarfs dazu eher wenig bereit sein. Vermutlich wäre daher zur Stabilisierung des Ölmarktes auch ein Beitrag von Förderländern außerhalb der OPEC notwendig – wie zum Beispiel von Russland und Brasilien.


© IWR, 2013