30.12.2013, 17:28 Uhr

Studie: Neuer Heizkostenrekord erwartet

Hamburg/Münster - Die Kosten für Raumwärme sind in den vergangenen zwei Jahren auf neue Rekordwerte gestiegen. Der viel diskutierte Anstieg des Endkundenpreises für Strom wird dabei vom Heizkostenanstieg weit übertroffen.

Die Kosten für Raumwärme sind in der Heizperiode 2011/12 stark angestiegen, wie eine Studie von Energy Comment im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen zeigt. Die Heizkostenabrechnung fiel 2012 für ölbeheizte Wohnungen 22 Prozent höher aus als 2011. Bei Gasheizungen waren es 9,5 Prozent mehr und bei Fernwärme 10,5 Prozent.

Ölpreis als Kostentreiber

Nach Prognosen soll sich der Trend für 2013 fortsetzen. In den vergangenen zwei Jahren wären die Heizkosten damit so hoch wie nie zuvor. Für eine beispielhafte 80-m²-Wohnung betrug die durchschnittliche Energiekosten-Nachforderung 2012 laut Studie 204 Euro. Für 2013 wird ein weiterer Anstieg der Heizkosten um 157 Euro für ölbeheizte und 151 Euro für gasbeheizte Gebäude, sowie 175 Euro für Gebäude mit Fernwärmeheizung erwartet.

Durch die fortschreitende Dämmung alter Gebäude und die strengen Auflagen für Neubauten, sinke zwar der Energiebedarf je Quadratmeter stetig seit Ende der 90er Jahre um etwa 1,5 Prozent pro Jahr. Der Gesamtverbrauch sei jedoch seit 1993 nur um etwa acht Prozent gesunken. Der Grund liegt laut Studie in der durchschnittlich steigenden Wohnfläche pro Person, was einen Teil der spezifischen Energieersparnis kompensiert.

Heizkosten steigen stärker als der Strompreis

Gegenüber anderen Energieträgern stieg der Strompreis in den vergangenen Jahren nur unterdurchschnittlich. Wie IWR-Online bereits über die "heimlichen Preistreiber" berichtet hatte, hat sich der Heizölpreis in den letzten 15 Jahren vervierfacht und der Erdgaspreis verdoppelt. Die Kosten für Treibstoff sind ebenfalls stark gestiegen, Benzin um das zweifache, Diesel um das zweieinhalbfache. Demgegenüber ist der Endkundenpreis für Strom „nur“ um zwei Drittel gestiegen.

Diese Entwicklung macht sich auch in den volkswirtschaftlichen Kosten hoher Primärenergiepreise bemerkbar. Laut Studie im Auftrag Grünenfraktion wurden 2013 die Primärenergieträger Öl, Gas und Kohle im Wert 93 Mrd. Euro importiert, was voraussichtlich 3,4% des BIP entspräche. Demgegenüber mussten 2003 nur 1,6% des BIP für den Import fossiler Primärenergieträger aufgewendet werden. Die Pro-Kopf-Ausgaben für fossile Energieträger stiegen demnach von 410 Euro im Jahr 2003 auf voraussichtlich 1135 Euro in 2013.

Kritik am Strom-Fokus der Politik

Der Fokus der Energiewende liegt derzeit auf dem Stromsektor, obwohl der Strom in den letzten 15 Jahren trotz EEG-Umlage die geringste Preissteigerung aufweist. Für viele Verbraucher sind die steigenden Preise für die Heizenergie und das Benzin jedoch ein viel größeres Problem.

Auch die Studie kritisiert die fehlende Beachtung der Heizkostenentwicklung bei der Energiewende, insbesondere im neuen Koalitionsvertrag. Dieser stelle wärmepolitisch einen „Dienst nach Vorschrift“ dar, der die steigende Heizkostenbelastung der Privathaushalte und die Preisrisiken fossiler Energieimporte weitgehend ausblendet. Als Gegenmaßnahmen werden in der Studie die bessere Dämmung alter Gebäude, der Ersatz alter Ölheizungen, sowie der Aufbau einer effizienteren PKW-Flotte vorgeschlagen, um insbesondere den Ölimport zu verringern. Fracking von Öl und Gas könne demgegenüber den mittelfristig zu erwartenden weiteren Preisanstieg nur abfedern.

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