05.05.2014, 14:39 Uhr

Solarworld-Aktionäre müssen mindestens bis 2019 auf Dividende verzichten

Münster – Der Bonner Solarkonzern Solarworld will raus aus den Miesen und hat ein umfangreiches Kostensenkungsprogramm für die Restrukturierung auf den Weg gebracht. Auch die Solarworld-Aktionäre bleiben von den Sparmaßnahmen nicht verschont: Auf eine Dividende muss anscheinend noch mindestens bis 2019 gewartet werden.

In einem Interview mit der Börsen-Zeitung (BZ, Ausgabe vom 3. Mai) betont der Solarworld-Finanzvorstand (CFO) Phillip Koecke, dass nach der Umsetzung der finanziellen Sanierung einschließlich eines Kapital- und Schuldenschnitts schon dieses Jahr wieder schwarze Zahlen geschrieben werden sollen: Zumindest das Nettoergebnis soll wieder deutlich positiv werden.

Solarworld hat Solarbranchen-Absturz überlebt

Die Solarkrise der vergangenen Jahre mit ihrem enormen Preisdruck hat insbesondere in Deutschland viele Unternehmen in die Insolvenz getrieben. Seit 2006 sind die Preise um mehr als 80 Prozent eingebrochen, dennoch gelang Solarworld die finanzielle Sanierung. „Europaweit ist Solarworld eigentlich das einzige Unternehmen, das überlebt hat. Es gibt in Norwegen zwar noch Rec. Die produzieren mittlerweile aber in Malaysia und ist als Hersteller damit von der europäischen Bildfläche verschwunden“, kommentierte der CFO von Solarworld, Phillip Koecke, im Interview mit der BZ. Der operative Turnaround soll demnach in den nächsten zwei Jahren gelingen. Schon 2015 soll auch auf Ebit-Basis wieder ein deutlich positiver Abschluss erfolgen. Das voraussichtlich positive Nettoergebnis wird mit positiven Sondereffekten aus der Restrukturierung und aus der Übernahme von Bosch Solar im ersten Quartal begründet.

Operativer Turnaround in den kommenden beiden Jahren

„In den nächsten zwei Jahren ist Solarworld bei Eckdaten wie Liquidität und Cash-flow wieder auf einer stabilen Basis. Und in dieser Zeit werden wir auch den operativen Turnaround schaffen“, so Koecke gegenüber der BZ. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde ein umfangreiches Kostensenkungsprogramm auf den Weg gebracht, das mehr als 200 Einzelmaßnahmen beinhaltet. Dadurch könnten innerhalb von zwei Jahren Einsparungen im dreistelligen Millionenbereich erbracht werden. Das geschehe über die Personalkosten, die Marketingaufwendungen und vor allem über einen größeren Absatz. Weitere Verbesserungen würden über die Stärkung des internationalen Vertriebs erreicht werden. In allen Märkten, von den USA bis hin zu Japan, gebe es Hochpreissegmente und diese Nischen sollen genutzt werden. Damit werde die Unabhängigkeit vom deutschen Markt unterstützt.

Refinanzierung erst 2019 geplant

Auf eine Dividende müssen Aktionäre jedoch noch längere Zeit warten. Die Refinanzierung sei erst für das Jahr 2019 geplant. „Mit dem Tilgungsplan für unsere verbliebene Verschuldung haben wir in den nächsten fünf Jahren nur sehr moderate Belastungen. 2019 ist dann die große Refinanzierung der Solarworld geplant. Bis dahin sind wir quasi durchfinanziert. Damit haben wir jetzt fünf Jahre Zeit, das Unternehmen auch operativ wieder zu drehen.“ In dem Restrukturierungsprozess musste das Bonner Unternehmen sich dazu verpflichten, eine Ausschüttung so lange auszusetzen, wie die Kredite nicht refinanziert sind. Die Gläubiger verlangen zunächst die Schuldenrückzahlung, bevor eine Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet wird. Allerdings haben die Aktionäre schon ihre Unterstützung zugesichert. Die kritischste Situation des Restrukturierungsplans sei die Gläubigerversammlung gewesen. Der CFO erklärt: „Wir brauchten von den Aktionären eine Zustimmung von 75 Prozent. Erhalten haben wir schließlich eine Zustimmung von über 98 Prozent.“

Kapitalmarkt hat Solarworld wieder für sich entdeckt

Die Nachricht, dass Solarworld die Zell- und Modulfertigung Bosch übernimmt, wurde bereits im November 2013 bestätigt. Im ersten Quartal dieses Jahres sind die Pläne in die Tat umgesetzt worden: Solarworld erhöht mit den Fabriken im thüringischen Arnstadt die Fertigungskapazitäten auf über ein Gigawatt über die gesamte solare Wertschöpfung. Der Konzern wird eigenen Angaben zufolge damit zum größten Hersteller von Solarstromtechnologie außerhalb Asiens. Das Wertpapier hat am Montag (05. Mai) um 3,8 Prozent auf 29,66 Euro nachgegeben.

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