09.12.2014, 09:52 Uhr

E.ON-Aufspaltung: RWE zieht nicht mit

Münster – Anfang der vergangenen Woche hat E.ON bekannt gegeben, die konventionelle Stromerzeugung auszugliedern. Auch Vattenfall will sich von seinen Kohlekraftwerken verabschieden. Beide Versorger stellen die erneuerbaren Energien ins Zentrum ihrer Aktivitäten. Doch der Essener Energiekonzern RWE will vorerst einen anderen Weg gehen.

Nachdem die Energieriesen E.ON und Vattenfall ihre Pläne zur Umstrukturierung des Stromerzeugungsgeschäfts bekannt gegeben haben, haben zahlreiche Medien und Analysten auf eine Reaktion des Konkurrenten aus dem Ruhrgebiet gewartet. Diese ist nun gekommen, aber anders als erwartet.

Analysten: Aufspaltung kein Allheilmittel, aber positiv

Bei E.ON sind sich die Analysten fast einig. Man sieht die Umstrukturierung gelassen bis positiv. Die meisten großen Bank- und Investitions-Häuser bewerten die Aktie unverändert oder heben das Kursziel ein wenig an. Ein Analyst der US-Investmentbank Morgan Stanley schrieb: „Der Schritt sei kein Allheilmittel, aber eindeutig positiv für den Energiekonzern“.

Zuvor hat bereits Vattenfall verkündet, sich von der Kohleverstromung in Deutschland verabschieden zu wollen. Die Energiewende scheint jetzt auch bei den Energieriesen angekommen zu sein. Nur RWE zieht bislang nicht mit.

RWE-Aufspaltung klar verworfen - blockieren die kommunalen Aktionäre?

Der Energieversorger RWE sieht derzeit keinen Grund zu handeln. Eine Überlegung zur Aufspaltung habe man vor zwei Jahren klar verworfen, sagte Matthias Hartung, Vorstandvorsitzender von RWE Generation und RWE Power am Montagabend bei einem Empfang in Bergheim. Vom Essener Energiekonzern ist also vorerst in diesem Zusammenhang nicht mit neuen Nachrichten zu rechnen. Doch die Situation bei RWE scheint genauso prekär wie bei E.ON. Auch die Essener tragen eine Schuldenlast von etwa 30 Mrd. Euro mit sich herum. Zudem sitzen die Kommunen dem Konzern im Nacken, denn sie verfügen über eine blockierende Minderheitsbeteiligung.

Citibank: RWE letzter großer europäischer Versorger mit alter Struktur

Auf der anderen Seite steht da noch die Energiewende, die die Kraftwerke von RWE immer mehr in den Leerlauf drängen. Durch den Ausbau der erneuerbare Energien, die Vorrang im deutschen Stromnetz genießen, werden die konventionellen Kraftwerke (insbesondere Gaskraftwerke) immer mehr aus dem Markt gedrängt. Fallende Strompreise sind eine Folge und machen dem Konzern zu schaffen.

Die Analysten belassen es derweil bei ihren Bewertungen, auch weil man noch auf die Veräußerung der Öl- und Gastochter Dea hofft. In diesem Punkt zeigt sich RWE zuversichtlich. Die US-Bank Citigroup sagt dazu jedoch:“ Nachdem der Konkurrent Eon seine Aufspaltung angekündigt hatte, bleibe RWE der letzte große europäische Versorger, der seine Struktur noch nicht auf die neuen Gegebenheiten eingestellt hat“.

RWE-Forderung an die Politik: Kapazitätsmärkte sind notwendig

RWE bezieht sich währenddessen weiter auf die Versorgungssicherheit und die windstillen und lichtschwachen Zeiten, in der die Kohle- und Gaskraftwerke ihren Dienst leisten müssten. Entsprechend ist in Bergheim auch die Forderung an die Politik nach einem Kapazitätsmarkt erneuert worden. Versorgungssicherheit müsse den Preis bekommen, den sie verdiene, habe Hartung laut Kölner Stadt-Anzeiger betont. Im Klartext: der Stromverbraucher soll für die Vorhaltung von Kraftwerksleistung bezahlen, egal ob die Kohle- und Gaskraftwerke produzieren oder nicht. Ob dieser RWE-Kurs langfristig richtig ist, muss sich erst noch zeigen.

Quelle: IWR Online
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