12.12.2014, 11:14 Uhr

Wie die Welt Deutschlands Energiewende sieht

Berlin - Die Energiewende in Deutschland wird hierzulande vor allem als ein nationales Infrastrukturprojekt thematisiert. Eine neue Untersuchung zeigt aber, dass dieses Projekt auch auf internationaler Ebene stark beachtet wird. Dies geschieht sowohl in positiver, aber auch in kritischer Weise.

Ein Hintergrundpapier der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) stellt dar, wie die deutsche Energiewende im Ausland gesehen wird. „Die Energiewende hierzulande wird auch international mit großem Interesse verfolgt“, sagt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der AEE.

Ausländische Medien würdigen Vorreiterschaft Deutschlands

Zahlreiche Medien im Ausland würden das deutsche Projekt als Modellfall aufgreifen, um den Umstieg der Energieversorgung von fossil-nuklearen Rohstoffen auf Sonne, Wind und Biomasse zu diskutieren, so Vohrer. Das neue AEE-Hintergrundpapier zeigt anhand von Beispielen, wie die deutsche Energiewende in der weltweiten Presse thematisiert wird.

Aus dem Papier wird deutlich, dass ausländische Medien häufig die Vorreiterschaft Deutschlands würdigen, welches mit dem Mittel der regenerativen Energiebereitstellung diese dringliche Aufgabe angeht. „Es ist von zentraler Bedeutung für den Klimaschutz, dass die Chancen und Vorteile, die erneuerbare Energien in Deutschland eröffnen, auch international erkannt und diskutiert werden“, ist Vohrer überzeugt.

Beispielhaft wird eine Darstellung in der New York Times aufgeführt. Die einflussreiche Zeitung schrieb im September 2014: „Das Wort, welches die Deutschen für ihren Plan nutzen, beginnt sich auch anderswo durchzusetzen: Energiewende. Weltweit wird Deutschland von Umweltaktivisten als Modell hochgehalten, als Beweis dafür, dass die Transformation des globalen Energiesystems möglich ist.“

Kritischer Blick: Energiewende als undurchdachte Kurzschlusshandlung

Gleichzeitig identifiziert das Hintergrundpapier eine Reihe von verbreiteten Bildern und Deutungsmustern zur deutschen Energiewende, die sie als zu vermeidendes Negativbeispiel charakterisieren. So ist etwa die Vorstellung anzutreffen, dass Atomausstieg und Ausbau der erneuerbaren Energien eine undurchdachte Kurzschlusshandlung infolge der Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011 seien, ungeachtet der jahrzehntelangen gesellschaftlichen und politischen Entwicklung.

„Die Energiewende ist ein ebenso umfassender wie komplexer Prozess“, bilanziert AEE-Geschäftsführer Vohrer den Befund aus dem Hintergrundpapier: „Damit ihre Bedeutung für den globalen Klimaschutz auch international adäquat verstanden und gewürdigt werden kann, sind Angebote notwendig, die Hintergründe und Details der Entwicklung in Deutschland auch für ausländische Beobachter transparent machen.“

Motivierende Wirkung durch erfolgreiche Energiewende

„Wenn anhand des deutschen Beispiels die Machbarkeit der Energiewende demonstriert und konkrete Perspektiven für den Klimaschutz aufgezeigt werden können, hat dies international eine stark motivierende Wirkung“, bekräftigt Vohrer im Hinblick auf die nationalen Klimaschutzbeiträge, deren Grundlagen die Vertragsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention derzeit in Lima ausarbeiten.

Quelle: IWR Online
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