20.01.2015, 09:43 Uhr

Studie: CO2-freier Verkehr bis 2030 möglich

Berlin – Der Verkehr verursacht einen großen Teil der Treibhausgasemissionen in Deutschland. Würde hier auf null gestellt, wäre ein großer Schritt zur Reduktion der CO2-Emissionen getan. Einer neuen Studie zufolge könnte dies schon ab dem Jahr 2030 funktionieren.

Der Verkehr macht etwa 20 Prozent der energiebedingten CO2-Emissionen aus. Würden diese wegfallen, wäre schon ein großer Schritt hin zu einer CO2-neutralen Gesellschaft getan. Wann dies möglich ist, hat nun das Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (Innoz) aus Berlin im Auftrag des Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE) untersucht. Der Studie nach, die beim BEE-Neujahrsempfang an Bundeskanzlerin Merkel übergeben wurde, könnte schon bis zum Jahr 2030 der Verkehr auf erneuerbare Energien umgestellt werden.

Verkehr 2030 weitgehend auf Basis erneuerbarer Energien

„Der Aufbruch in die CO2-arme Mobilitätsgesellschaft kann gelingen, wenn wir alle es wirklich wollen“, sagt Hermann Falk, Geschäftsführer des BEE. Die Studie „Die neue Verkehrswelt. Mobilität im Zeichen des Überflusses: schlau organisiert, effizient, bequem und nachhaltig unterwegs“ wurde zusammen mit der Deutschen Bahn, dem Fachverband Biogas und weiteren Verbänden erarbeitet.

Sie kommt zu dem Ergebnis, dass der Verkehr bis 2030 weitgehend auf Basis erneuerbarer Energien funktionieren kann. Voraussetzung ist eine “multimodale Verkehrspraxis, in der alle Verkehrsträger neu kombiniert werden”. Gemeint ist damit eine - heute in den Großstädten bereits übliche – Verkehrspraxis, nach der der ständig zum gerade passenden Verkehrsmittel gewechselt wird. Gebraucht werde dafür eine digitale Organisation in sogenannten Hub-and-Spoke Konzepten.

„Die Studie zeigt uns, dass wir hochmobil und trotzdem klimafreundlich unterwegs sein können - egal, ob in der Stadt oder auf dem Land“, zeigt sich Falk überzeugt, „auch wenn das Verkehrsaufkommen künftig nicht geringer werden wird.“

“Internet der Dinge“ und „Prosumenten“

Dabei geht die Studie von mehreren Trends und Voraussetzungen aus. Laut Studie wird der Zubau an fluktuierend einspeisenden erneuerbaren Energien stetig und ambitioniert fortgesetzt wobei die Zahl dezentraler Erzeuger immer weiter zunimmt und die Gestehungskosten für eine Kilowattstunde deutlich sinken wird. Die Zahl der zugelassenen PKW und LKW steigt bis 2020, jedoch langsamer als zuvor. Digitale Informations- und Kommunikationstechniken bestimmen den Zugang zu Verkehrsmitteln, jedes Gerät hat eine eigene digitale Signatur und wird Teil des „Internets der Dinge“. Das Interesse an Verkehrsmitteln als persönliches Eigentum wird abnehmen und das zivilgesellschaftliche Engagement zunehmen. Der Bürger werde sich als „Prosument“ aktiv an der Energiewende beteiligen.

2020 schon eine Million CO2 freie Automobile unterwegs

Laut Studie könnten bis 2020 schon eine Million annähernd CO2-freie Automobile auf Deutschlands Straßen fahren – wenn Autoindustrie und Käufer auf das gesamte Angebot der erneuerbaren Energien durch Strom, Biogas und flüssige Biokraftstoffe zugreifen und alle Verkehrsmittel effizient kombiniert werden.

„Wir haben in Deutschland alle Trümpfe für eine Verkehrswende in der Hand“, sagt Prof. Dr. Andreas Knie, InnoZ-Autor der Studie. Einerseits schaffe die digitale Vernetzung die Grundlage für ein neues Zeitalter der Fortbewegung. Zudem treibe der Ausbau der Erneuerbaren Energien auch die Elektrifizierung des Verkehrs voran. „Die Chancen standen noch nie so gut wie heute.“ Um die neue Verkehrswelt zu schaffen, so Knie, bedürfe es intelligenter Konzepte, aber auch den Mut, den ersten Schritt in ein neues Zeitalter der Mobilität zu machen. „Hier sind politische Weichenstellungen gefragt.“

Quelle: IWR Online
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