05.03.2015, 12:06 Uhr

Strompreis: Ostdeutsche Landbewohner zahlen am meisten

Heidelberg - Wer im Osten Deutschlands auf dem Land wohnt, hat schlechte Karten für einen günstigen Stromtarif: Dort müssen nach einer aktuellen Untersuchung die höchsten Strompreise gezahlt werden. Die Preisschere zwischen den einzelnen Bundesländern bedeutet Unterschiede um bis zu zehn Prozent.

Wie das Energie-Verbraucherportal Verivox herausgefunden hat, liegen die Ursachen für die Strompreis-Unterschiede vor allem in den Kosten für die Stromnetze. Dabei zeigt sich laut Verivox ein starkes Gefälle zwischen Ost und West, aber auch zwischen Stadt und Land.

Strom in Brandenburg besonders teuer

Ein Vierpersonenhaushalt (Jahresverbrauch 4.000 kWh) in Bremen bezahlt laut dem Verivox-Verbraucherpreisindex derzeit 1.070 Euro pro Jahr für Strom. Verhältnismäßig günstige Preise gibt es demnach auch in Bayern (1.104 Euro), Niedersachsen (1.106 Euro), Baden-Württemberg und Hessen (jeweils 1.114 Euro).

Hohe Preise wurden hingegen in Brandenburg ermittelt. Die jährliche Stromrechnung eines vergleichbaren Haushalts beläuft sich dort auf 1.172 Euro, das sind knapp zehn Prozent mehr als in Bremen. Auch in Thüringen (1.158 Euro), Mecklenburg-Vorpommern (1.156 Euro), Rheinland-Pfalz (1.148 Euro) und in Sachsen-Anhalt (1.146 Euro) werden laut Verivox überdurchschnittlich hohe Strompreise fällig.

Netzentgelte im Osten deutlich höher

Dass Strom vor allem im Osten Deutschlands überdurchschnittlich teuer ist, liegt laut Verivox in erster Linie an den Netznutzungsentgelten. Diese werden von den Netzbetreibern für die Bereitstellung und Instandhaltung der Stromleitungen erhoben. Auch die Kosten für Zählerinstallation, Ablesung und Abrechnung sind darin enthalten. Dabei wurden deutliche Unterschiede zwischen Ost und West festgestellt. Während ein westdeutscher Haushalt durchschnittlich 247 Euro pro Jahr für die Durchleitung seines Stroms bezahlt, muss ein vergleichbarer Haushalt in Ostdeutschland im Schnitt 303 Euro aufwenden und damit knapp ein Viertel (23 Prozent) mehr.

Drei zentrale Faktoren für hohe Netzentgelte

Jan Lengerke, Mitglied der Geschäftsleitung bei Verivox, benennt die Faktoren für die Netzentgelte: „Für hohe Netzentgelte sorgen im Wesentlichen drei Faktoren: der starke Zubau erneuerbarer Energien, eine geringe Bevölkerungsdichte und die Abschreibungen auf Netzinvestitionen. Das führt zu einem Gefälle zwischen Stadt und Land sowie zwischen Ost und West.“

Das Preisgefälle zwischen Stadt und Land erklärt sich so: In bevölkerungsarmen Regionen verteilen sich die Netzkosten auf weniger Schultern. Die Kosten pro Haushalt fallen deshalb höher aus. Hinzu kommt, dass gerade in ländlichen Regionen oft zusätzliche Kosten durch den Anschluss großer Ökostromanlagen entstehen, die ebenfalls vor Ort zu tragen sind. Das regionale Gefälle zwischen Ost und West ist laut Verivox entstanden, weil nach der Wiedervereinigung in den neuen Bundesländern hohe Investitionen in den Ausbau und die Modernisierung der Netze getätigt werden mussten. Der anhaltende Bevölkerungsrückgang in Ostdeutschland verstärke diesen Effekt zusätzlich.

Quelle: IWR Online
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