26.03.2015, 15:26 Uhr

Solarworld peilt 2015 positives Ebit an

Bonn / Frankfurt – Während in Bonn die Solarworld AG am Mittwoch ihre Bilanzpressekonferenz abhält, stellt in Frankfurt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ihre Liste der größten Kapitalvernichter vor. Auf Rang eins: Die Solarworld AG. Die Terminüberschneidung sei Zufall, erklärt der Sprecher der DSW gegenüber IWR Online.

Allerdings rücken die Zahlen der Solarworld AG ein wenig in den Hintergrund. Dabei haben sich die wichtigsten Kennziffern des nach eigener Aussage größten Solarherstellers in Europa spürbar verbessert. 2015 will das Unternehmen aus Bonn dann auch ohne die Effekte der Finanz-Restrukturierung wieder ein positives operatives Ergebnis erzielen. Die Aktie gibt allerdings im Handel am Donnerstag bislang kräftig nach (-4,2 Prozent, 13,21 Euro Stand, 15:02 Uhr).

Solarworld: Geschäft in den USA brummt

Solarworld bestätigte auf der Bilanzpressekonferenz die vorab gemeldeten Zahlen. 2014 gelang dem Unternehmen der erfolgreiche Abschluss der finanziellen Restrukturierung und Übernahme der Produktion der Bosch Solar Energy AG im thüringischen Arnstadt. Die konzernweite Absatzmenge von Solarmodulen und Bausätzen ist um um 55 Prozent auf 849 Megawatt (MW) gestiegen (2013: 548 MW). Im größten Einzelmarkt, den USA, konnte der Konzern seine Absatzmenge nahezu verdoppeln. Starke Zuwächse erzielte Solarworld auch in Frankreich, Großbritannien und Japan. Im rückläufigen deutschen Solarmarkt habe man beim Vertrieb von Modulen und Bausätzen Marktanteile hinzugewonnen.

Frank Asbeck, Vorstandsvorsitzender der Solarworld AG, zieht Bilanz: „2014 war ein Jahr der Meilensteine. Auf dem Weg, den Konzern nachhaltig zu Wachstum und Profitabilität zurückzuführen, sind wir in kurzer Zeit ein beachtliches Stück vorangekommen. Wir konnten mit der Qatar Solar S.P.C. als neuen Ankerinvestor, der sich mit 29 Prozent an unserem Unternehmen beteiligt hat, von der Zukunftsfähigkeit der Solarworld überzeugen.“

Finanz-Restrukturierung bringt 556 Mio. Euro

Der Konzernumsatz stieg 2014 um 26 Prozent auf 573 Mio. Euro (2013: 456 Mio. Euro). Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verbesserte sich 2014 auf 108 Mio. Euro (2013: –147 Mio. Euro). Hierzu trugen Effekte aus der Erstbilanzierung der übernommenen Vermögenswerte der Bosch Solar Energy AG und Wertberichtigungen aus neu verhandelten Lieferverträgen zu besseren Konditionen bei. Bereinigt belief sich das Ebitda auf zwei Mio. Euro und drehte somit wie prognostiziert ins Positive. Auch das konzernweite Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg im Jahr 2014 auf 62 Mio. Mio. Euro. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) erhöhte sich auf 574 Mio. Euro (2013: –265 Mio. Euro). Darin sei zusätzlich das positive Ergebnis aus der erfolgreichen finanziellen Restrukturierung in Höhe von 556 Mio. Euro enthalten. Das Konzernergebnis für 2014 beträgt 464 Mio. Euro (2013: -228 Mio. Euro).

Umsatz soll 2015 auf über 700 Mio. Euro steigen

Im laufenden Geschäftsjahr will Solarworld den Aufwärtstrend fortsetzen und vom erwarteten Wachstum des globalen Solarmarkts profitieren. Das Unternehmen sei bereits gut in das Jahr 2015 gestartet und habe seine konzernweite Absatzmenge im ersten Quartal 2015 um mehr als 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gesteigert.

Für das Gesamtjahr 2015 erwartet der Konzern, seine Absatzmenge inklusive des Geschäfts mit Solarwafern und -zellen um mindestens 25 Prozent zu steigern und so erstmals die Marke von 1.000 MW zu überschreiten. Mehr als 50 Prozent des Konzernabsatzes sollen 2015 im stark wachsenden US-Solarmarkt erreicht werden. Für das geplante Absatzwachstum wird der Konzern seine Kapazitäten an den Produktionsstandorten Freiberg (Sachsen), Arnstadt (Thüringen) und Hillsboro (Oregon, USA) weiter erhöhen. Ziel sei unter anderem eine konzernweite Modulkapazität von 1.600 MW. Zudem stellt SolarWorld ihre komplette Zellfertigung auf das Hocheffizienzverfahren PERC (Passivated Emitter Rear Cell) um. Der Konzernumsatz soll 2015 der Absatzentwicklung folgend um mindestens 25 Prozent gegenüber 2014 auf mehr als 700 Mio. Euro ansteigen.

Solarworld strebt 2015 positives Ebit ohne Sondereffekte an

Der Vorstand der SolarWorld AG erwartet darüber hinaus, dass die weiteren operativen Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung so erfolgreich wie bisher umgesetzt werden können und das Unternehmen – wie Anfang 2014 prognostiziert – im Jahr 2015 ein positives Ebit ohne eventuelle Sondereffekte erzielen wird. Finanzvorstand Philipp Koecke: „So wie wir 2014 die finanzielle Restrukturierung erfolgreich abgeschlossen haben, so werden wir 2015 ein positives operatives Ergebnis als nächsten Meilenstein erreichen.“

DSW: Solarworld ist größter Kapitalvernichter

Gleichzeitig ist Solarworld von der DSW als „größter Kapitalvernichter“ des Jahres gekürt worden. Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW, erklärte in Frankfurt, die nur knapp der Insolvenz entronnene Bonner Solarworld AG seinen Anteilseignern in den drei betrachteten Zeiträumen (1, 3 sowie fünf Jahre) die schlechteste Performance aller nicht insolventen Unternehmen beschert habe. Speziell in der des Fünf-Jahres-Zeitraums liegt die Kursentwicklung der Solarworld-Aktie demnach bei -99,5 Prozent.

Quelle: IWR Online
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