19.10.2015, 11:16 Uhr

Versorger-Landschaft: EnBW tauscht EWE gegen VNG

Karlsruhe/Oldenburg - Die Energieversorger EWE AG (Oldenburg) und EnBW Energie Baden-Württemberg AG (Karlsruhe) sowie der Ems-Weser-Elbe Versorgungs- und Entsorgungsverband (Oldenburg) haben die Beteiligungsverhältnisse neu geordnet. Wenn die Pläne vollständig umgesetzt sind, wird EnBW seine EWE-Anteile abgegeben und dafür Anteile am Leipziger Gasversorger VNG bekommen haben.

Die EWE AG wird ihre Beteiligung in Höhe von 74,2 Prozent an der Verbundnetz Gas AG (VNG) aus Leipzig an die EnBW AG veräußern. Im Gegenzug wird sich die EnBW AG zeitlich gestuft von ihrer EWE-Beteiligung in Höhe von 26 Prozent trennen. Erwerber dieser Anteile sind der EWE-Verband (16 Prozent) sowie EWE selbst (zehn Prozent). Somit stärkt EnBW sein Gasgeschäft weiter und wird zu einem der größten Gasversorger Deutschlands.

Schiedsgerichtsverfahren wird damit beendet

Nach Abschluss der Transaktion wird EnBW Mehrheitseigner der VNG und EWE bzw. der EWE-Verband wieder im Besitz aller EWE-Anteile sein. So sollen für alle beteiligten Parteien Strukturen geschaffen werden, die „neue strategische Handlungsspielräume eröffnen“. Das Closing wird innerhalb der nächsten sechs Monate erwartet. Mit Abschluss der Transaktion wird auch ein aktuell ruhendes Schiedsgerichtsverfahren einvernehmlich beendet. Bei diesem Verfahren geht es um einen Streit zur Übernahme eines Anteils der EWE an der VNG, den EnBW beim EWW-Einstieg 2009 vereinbart haben soll. Die Übertragung des Anteils war jedoch nicht zustandegekommen, nachdem die Eigner der VNG dies Ende 2011 abgelehnt hatten. Nach und nach hatte EWE aber die Anteile an der VNG durch Zukäufe weiter erhöhen können.

Neuordnung in drei Schritten

Die Gesamttransaktion soll nun in drei Schritten erfolgen. Zunächst erwirbt EnBW die 74-Prozent-Beteiligung der EWE AG an VNG, zeitgleich erwirbt EWE zehn Prozent eigene Aktien zu einem Preis von 504,8 Mio. Euro von EnBW. Im zweiten Schritt übernimmt der EWE-Verband von der EnBW im Jahr 2016 weitere zehn Prozent EWE-Aktien zu einem fest vereinbarten Preis. Der EWE-Verband verpflichtet sich zudem, die restlichen sechs Prozent EWE-Aktien bis zum Jahr 2019 von EnBW zu erwerben. Damit ist die Transaktion dann vollständig. EnBW entrichtet im Zuge der Transaktion einen Barausgleich in Höhe von insgesamt 125 Mio. Euro an EWE und den EWE-Verband.

EnBW wird drittgrößter Anbieter im deutschen Gasmarkt

Dr. Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender der EnBW AG, erklärte: „Die heute unterzeichnete Vereinbarung ist eine zukunftsweisende Lösung für die Beteiligten. Sie schafft klare Verhältnisse und eröffnet neue unternehmerische Perspektiven. Als EnBW freuen wir uns, die VNG und ihre Mitarbeiter in unserem Unternehmensverbund begrüßen zu können. Die VNG spielt seit Jahren eine tragende Rolle in der deutschen Gasversorgung. Als neuer Mehrheitseigner wollen wir dem Unternehmen, seinen kommunalen Aktionären und insbesondere dem Standort Leipzig von Anfang an ein verlässlicher Partner sein. Für die EnBW ist der Erwerb der VNG ein bedeutender Schritt zum Umbau und in der Neuausrichtung des Unternehmens, sowohl strategisch als auch wirtschaftlich.“ Mit der VNG werde man das Gasgeschäft, das zuletzt konsequent ausgebaut worden sei, mehr als verdoppeln und drittgrößter Anbieter im deutschen Gasmarkt sein, stellte Mastiaux fest.

Matthias Brückmann, Vorstandsvorsitzender der EWE AG, betonte, dass EWE den Verkauf der VNG-Anteile mit einem Buchgewinn abschließt und sich künftig vollständig auf die Neuausrichtung des EWE-Konzerns in seinen Wachstumsmärkten fokussiert.

Quelle: IWR Online

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