25.11.2015, 08:29 Uhr

Klimawandel: Folgen werden in Deutschland sichtbarer

Berlin - Die Folgen des Klimawandels werden sich künftig auch in Deutschland verstärkt bemerkbar machen. So wird bis zur Mitte dieses Jahrhunderts bereits die Gefahr von Hochwassern oder Hitzewellen zunehmen. Das ergibt eine umfassende deutschlandweite Studie zur Verwundbarkeit gegenüber dem Klimawandel, die das Bundesumweltministerium (BMUB) finanziert hat.

Insgesamt 16 Bundesbehörden und -institutionen haben an dieser Studie zu den zukünftigen Folgen des Klimawandels in Deutschland, der sogenannten Vulnerabilitätsanalyse, mitgewirkt. Die Untersuchung bildet die Grundlage für Vorsorge-Maßnahmen der Bundesregierung und dient dazu, die Deutsche Strategie zur Anpassung an den Klimawandel weiterzuentwickeln. Das Schadenspotenzial des Klimawandels für Natur, Gesellschaft und Wirtschaft steigt.

Flusshochwasser im Norden – Starkregen in Süddeutschland

Die Ergebnisse zeigen, dass Deutschlands Regionen unterschiedlich stark vom Klimawandel betroffen sein werden. So sind beispielsweise Ballungsgebiete in Ostdeutschland und dem Rheintal durch Hitzewellen besonders gefährdet. Hier kann bis zur Mitte des Jahrhunderts die Anzahl der heißen Tage pro Jahr auf 15 bis 25 Tage ansteigen. Heute gibt es acht bis zwölf solcher Tage mit einem Tagesmaximum der Lufttemperatur von mindestens 30 Grad Celsius. Im norddeutschen Tiefland könnte die Anzahl der Überschwemmungen durch Flusshochwasser zunehmen, Süddeutschland ist dagegen durch Überschwemmungen infolge von Starkregen besonders bedroht.

Durch eine Veränderung der Artenzusammensetzung wird sich der Klimawandel auch auf solche Pflanzen und Tiere auswirken, die sich wenig an die neuen Wetterverhältnisse anpassen können. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wird es laut Studie voraussichtlich häufiger zu Frühjahrs- und Sommertrockenheit kommen. Dies werde die Auswahl der Nutzpflanzen und die Erträge in der Land- und Forstwirtschaft beeinflussen. Gleichzeitig könn die deutsche Landwirtschaft durch eine längere Vegetationsperiode durchaus auch vom Klimawandel profitieren.

Schwarzelühr-Sutter: Müssen Deutschland klimasicher machen

„Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Klimakonferenz und den aktuellen Warnungen über die möglichen Folgen der Klimaänderung wird deutlich, dass wir bis 2050 nicht nur die Dekarbonisierung erreichen, sondern Deutschland auch klimasicher machen müssen“, sagt die parlamentarische Staatssekretärin im BMUB Rita Schwarzelühr-Sutter.“

Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA): „Die Ergebnisse zeigen, was uns verletzlich macht, worauf wir uns vorbereiten müssen, welche Regionen besonders betroffen sein werden. Wir müssen zukünftig noch mehr als bisher mit häufigeren Hitzewellen, Starkregen und Hochwasser rechnen. Gleichzeitig wird der Klimawandel in der Zukunft auf andere sozioökonomische Bedingungen als heute treffen. In der Vulnerabilitätsanalyse wurden erstmals für Deutschland auch sozioökonomische Szenarien wie Veränderung der Landnutzung, ökonomische und demographische Entwicklung betrachtet.“

Paul Becker, Vize-Präsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Mit dieser Vulnerabilitätsanalyse, die im Rahmen der Ressortforschung von unterschiedlichen Fachbehörden gemeinsam mit weiteren Experten und Expertinnen erarbeitet wurde, konnten die wesentlichen zukünftigen Klimafolgen noch fundierter abgeschätzt werden. Zwar brauchen wir auch weiterhin noch Forschung, aber unsere Ergebnisse zur Klimazukunft in Deutschland sind schon jetzt so belastbar, dass sie für die Begründung politischen Handelns nutzbar sind.“

Netzwerk Vulnerabilität

Das Netzwerk Vulnerabilität wurde 2011 im Auftrag der Bundesregierung gegründet. Das Netzwerk besteht inzwischen aus 16 Bundesbehörden und -institutionen aus neun Ressorts und einem wissenschaftlichen Konsortium, finanziert durch das BMUB und koordiniert durch das Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung (Kompass) im UBA.

Quelle: IWR Online

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