09.12.2015, 08:28 Uhr

Vattenfall lässt altes Kohlekraftwerk weiter am Netz

Hamburg - Das alte Kohle-Heizkraftwerk Wedel im Kreis Pinneberg in Schleswig-Holstein wird vorerst weiter betrieben. Die Vattenfall Wärme Hamburg GmbH plant, die Anlage entsprechend zu ertüchtigen, um auch künftig die strengen Immissions-Vorgaben einzuhalten. Das Gerangel um den Kraftwerks-Standort geht weiter.

Die Investition in das alte Kohlekraftwerk wird erforderlich, um bis zur Fertigstellung einer Alternative eine zuverlässige Wärmeversorgung für Hamburg zu garantieren, teilte Vattenfall mit. Gegen ein neues Gaskraftwerk wehren sich Anwohner und Umweltschützer.

Noch keine Alternative zur derzeitigen Wärmeversorgung

Derzeit gibt es außer dem Heizkraftwerk in Wedel keine Erzeugungsanlage, mit der die Wärmeversorgung des Hamburger Westens sichergestellt werden kann, so Vattenfall.

„Wir investieren laufend in das bestehende Heizkraftwerk, um es auf einem technischen Stand zu halten, der einen zuverlässigen und sicheren Betrieb ermöglicht. Die Fernwärmeversorgung unserer Kunden hat für uns höchste Priorität“, sagt Pieter Wasmuth, Geschäftsführer der Vattenfall Wärme Hamburg GmbH.

Umweltschützer und Anwohner gegen GuD-Neubau

Das Heizkraftwerk im Kreis Pinneberg bei Hamburg ist bereits über 50 Jahre alt. Ursprünglich war geplant, dass das neue riesige Kohlekraftwerk Moorburg die Wärmeversorgung über die neu zu bauende Fernwärmetrasse (Moorburgtrasse) sicherstellen sollte, die unter der Elbe bis nach Altona geplant war. Nach einer Klage, u.a. des BUND Hamburg, hat das OVG Hamburg das Genehmigungsverfahren für ungültig erklärt.

BUND Hamburg fordert Integration industrieller Abwärme

Der BUND Hamburg erteilt dem Neubau eines modernen Gas- und Dampfturbinenkraftwerks (GuD) eine klare Absage. Stattdessen fordert der BUND die Integration industrieller Abwärme und erneuerbarer Energien in das Hamburger Fernwärmenetz.

Durch den Wegfall des alten Kohlekraftwerks Wedel müssen nach Gutachtereinschätzung 250 MW Wärmeerzeugungskapazität kompensiert werden, so der BUND. Ab 2016 würden bereits 150 MW durch das Heizwerk Haferweg gedeckt, durch die Nutzung industrieller Abwärme könnten rd. 60 MW bereitgestellt werden. Am Standort der rückzubauenden Müllverbrennungsanlage Stellinger Moor könnten weitere Erzeugungskapazitäten von bis zu 250 MW realisiert werden.

Bei gleichzeitiger Netzoptimierung und Nutzung weiterer dezentraler Standorte könnte das alte Kohlekraftwerk Wedel spätestens 2019 auf „Standby“ geschaltet und dann für maximal zwei Jahre auf Reserve vorgehalten werden, so der BUND abschließend.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2015