24.03.2016, 11:20 Uhr

Karlsruher Forscher analysieren Energiezukunft in Südostasien

Karlsruhe - Der Verbund südostasiatischer Nationen, kurz ASEAN, besteht aus zehn Mitgliedsstaaten, zu denen u.a. Indonesien, die Philippinen, Thailand oder Singapur gehören. Das ASEAN Energy Centre und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit haben nun die Erstellung des „ASEAN Energy Outlook“ beauftragt. Zum Zuge kommt das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe, die das Projekt wissenschaftlich begleitet.

Aktuell haben die zehn Nationen einen Anteil am globalen Energieverbrauch von 4,5 Prozent und tagen mit 5,7 Prozent der weltweiten Energieproduktion bei. Zwischen 2000 und 2014 gab es ein historisches Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 5,2 Prozent pro Jahr in den Staaten des ASEAN-Verbundes. Damit einhergehend ist auch eine stark steigende Energienachfrage.

Enge Zusammenarbeit der Staaten beim Zukunftspapier

Für den vierten „ASEAN Energy Outlook“ haben die Mitgliedsstaaten Prognosemodelle entwickelt und diese mit nationalen Daten über Energienachfrage, angestrebtes Wirtschaftswachstum und prognostiziertes Bevölkerungswachstum ergänzt. Projektmitarbeiter Jose Antonio Ordonez vom Fraunhofer ISI zeigt sich erfreut über die starke Beteiligung aller Parteien: „Es ist selten, dass sich Mitgliedsstaaten so aktiv an der Modellerstellung beteiligen. Die gewählte Methode hat den Vorteil einer hohen Transparenz und Validität, vor allem bedingt durch die enge Absprache der teilnehmenden Länder“.

Entwicklung zweier Szenarien bis 2035

Auf Basis der Ergebnisse wurden zwei Szenarien entwickelt: Das BAU-Szenario (Business as Usual Scenario) ohne große Veränderungen bei der Energiepolitik und das APS-Szenario (Advancing Policies Scenario) mit politischen Maßnahmen für mehr erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Heute verbrauchen die ASEAN-Länder etwa 620 Millionen Tonnen Öläquivalente (Mtoe) Primärenergie. Nach dem BAU-Szenario wird der Verbrauch auf 1.685 Mtoe im Jahr 2035 steigen. Im APS-Szenario läge der Verbrauch im Jahr 2035 bei gleichem Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum bei 1.468 Mtoe – eine Ersparnis von 13 Prozent gegenüber dem BAU-Szenario.

Umstieg von Kohle auf Erneuerbare

Der Projektleiter Prof. Dr. Martin Pudlik vom Fraunhofer ISI stellt fest, dass sich die Energienachfrage bis 2035 mehr als verdoppeln wird und die Staaten Südostasiens vor großen Herausforderungen stehen. Eine Bewältigung sei nur mittels enger Kooperation jetzt und in Zukunft möglich. Zudem sei ein weiterführender Umstieg auf erneuerbare Energien wichtig, um den aktuell hohen Ausstoß von Treibhausgasen, bedingt durch den hohen Kohleanteil, in Zukunft zu reduzieren. Dazu müsse das in der Region noch gering genutzte Potential erneuerbarer Energien weiter ausgeschöpft werden, so Pudlik.

Aktuell erarbeitet das Fraunhofer ISI auf den ASEAN Energy Outlook aufbauende Szenarien mit höherem Anteil erneuerbarer Energien. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese zum großen Teil zur Lösung der Herausforderungen der deutlich erhöhten Energienachfrage beitragen können. Die vollständigen Ergebnisse werden im Mai 2016 erwartet.

Quelle: IWR Online

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