14.06.2016, 11:48 Uhr

Windenergie: Aachener Triebstrang-Prüfstand nimmt FVA-Gondel in die Mangel

Aachen/Frankfurt am Main - Nach rund einjähriger Aufbau- und Vorbereitungsphase ist die Windenergie-Gondel der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e. V. (FVA) auf dem vier Megawatt großen Systemprüfstand des Center for Wind Power Drives (CWD) der RWTH Aachen feierlich eingeweiht und in Betrieb genommen worden.

Die Projektverantwortlichen haben bereits Ende Mai in Anwesenheit von Vertretern aus Industrie, Wissenschaft und Politik die Versuchsanlage in Betrieb genommen, mit der der Antriebsstrang von Multi-Megawatt-Windenergieanlagen unter realitätsnahen Bedingungen untersucht werden kann. Die beteiligten Partner des von der FVA initiierten Verbundprojektes erwarten wichtige neue Erkenntnisse, um die Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit von Windenergieanlagen und den Antriebskomponenten zu verbessern.

Bund fördert Gemeinschaftsprojekt

Das Forschungsprojekt mit dem Titel „Verbundprojekt: Belastungen an den Antriebskomponenten von Windenergieanlagen“ ist auf drei Jahre ausgelegt und hat ein Gesamtvolumen von ca. 5,9 Millionen Euro. Die FVA hatte zum 1. Januar 2015 die Förderzusage im Rahmen des 6. Energieforschungsprogramm vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) erhalten. Nun startet die entscheidende Versuchsphase. Das geförderte Projektkonsortium besteht aus dem Center for Wind Power Drives (CWD) der RWTH Aachen, der Siemens AG und der FVA. Weitere Mitglieder der FVA beteiligen sich mit Know-how und Sachleistungen.

Das Vorhaben soll einen Beitrag zur Energiewende leisten und darüber hinaus Nachwuchswissenschaftlern und FVA-Mitgliedsunternehmen die Möglichkeit bieten, mit den beteiligten Unternehmen anwendungsorientiert an einer marktgängigen Großanlage zu forschen.

Offenlegung der Forschungsergebnisse

Mit der FVA-Gondel wird es erstmals möglich, Projekte im Rahmen der industriellen Gemeinschaftsforschung am Gesamtsystem Windenergieanlage (WEA) durchzuführen. Das Forschungsvorhaben basiert auf dem Ansatz, eine WEA-Gondel moderner Bauart mit aufgelöstem Antriebsstrang und aktueller Leistungsklasse von 2,75 MW so zu modifizieren, dass alle technischen Details der Anlage und auch die Forschungsergebnisse umfassend offengelegt werden können. Möglich wurde dies durch die Förderung des BMWi und durch das Engagement der Firma Siemens AG, die maßgebliche Komponenten für die generische Anlage bereitstellt.

Stillstandszeiten von Windturbinen reduzieren – Kosten senken

Andreas Jöckel, Siemens AG, betonte: „Auch wenn bei den Themen Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit schon ein sehr hoher Stand erreicht ist, ergeben sich durch den permanenten Innovationsbedarf ständig neue Herausforderungen. Das FVA-Projekt der industriellen Gemeinschaftsforschung bietet hier die Chance, Lücken in der Testabdeckung durch Lebensdauertests in einer „echten Turbine“ schließen zu können.“

Professor Georg Jacobs, Vorstand des Center for Wind Power Drives der RWTH Aachen erläuterte die Bedeutung des Forschungsvorhabens: „Ziel des Projektes ist es, die Zuverlässigkeit von Windenergieanlagen durch validierte Simulationsmodelle zu verbessern und so gleichzeitig die Grundlage zur Optimierung der Betriebsstrategie und zur Anwendung moderner Predictive-Maintenance-Technologien zu legen. Im Ergebnis sollen ungeplante Stillstandszeiten reduziert beziehungsweise vermieden werden, um die Gesamtbetriebskosten von Windkraftanlagen zu senken.“

Mit der jetzt anlaufenden Versuchsphase beginnt die Validierung des detaillierten Simulationsmodells. Hierzu werden Messdaten aus über 300 Messstellen, davon mehr als 150 im Getriebe, aufgezeichnet und ausgewertet. Mit den gewonnenen Erkenntnissen soll in Zukunft eine noch anforderungsgerechtere Auslegung von Anlagen und Komponenten ermöglicht werden.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2016