19.09.2016, 16:20 Uhr

Jeder dritte Deutsche für sofortigen Kohleausstieg

Berlin – Die Deutschen wollen mehrheitlich den Kohleausstieg. Etwa ein Drittel ist dafür, schnellstmögliche aus der Kohleverstromung auszusteigen, ein weiteres Drittel will dies zumindest bis zum Jahr 2035.

Das ergibt eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts Yougov im Auftrag des WWF Deutschland. Demnach haben die meisten der insgesamt gut 2.100 befragten Personen erklärt, dass die schmutzigsten Kohlekraftwerke schnellstmöglich abgeschaltet werden sollen, alle restlichen Kohlekraftwerke mittelfristig, zum Beispiel bis zum Jahr 2035 (34 Prozent). Weitere 33 Prozent sind dafür, alle Kohlekraftwerke so bald wie möglich abzuschalten.

Schlechtes Zeugnis für deutsche Klimapolitik

Nur neun Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Kohlekraftwerke bis maximal 2050 laufen sollen, weitere neun Prozent wollen diese Kraftwerke gar nicht abschalten. 14 Prozent hatten zu diesem Thema keine feste Meinung. Dem aktuellen Engagement der Bundesregierung in Sachen Klimaschutz erteilten die Deutschen eher schlechte Noten: Jeder Fünfte (20 Prozent) beurteilte es als schwach oder sehr schwach, 44 Prozent als mittelmäßig. Gerade einmal 3 Prozent schätzten es als sehr gut ein. Mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) sagte, dass Deutschland viel mehr tun müsse, um international Vorreiter im Klimaschutz zu bleiben.

Regine Günther, Generaldirektorin Politik und Klimaschutz beim WWF Deutschland: „Die Bundesregierung enttäuscht derzeit gleich auf zwei Ebenen: international, weil sie es nicht schafft, dem Klima-Abkommen von Paris nachzukommen. Und zu Hause, weil sie die Wünsche der eigenen Bürgerinnen und Bürger nicht erfüllt.“ Während Länder wie die USA, China und Brasilien das Pariser Klimaabkommen schon ratifiziert haben, trete Deutschland beim Klimaschutz derzeit auf der Stelle, kritisiert Günther. Immerhin will die Bundesregierung die derzeit noch ausstehende Ratifizierung nun zügig nachholen.

Auch verdi lässt Sozialfolgen des Kohleausstiegs prüfen

Auch die Dienstleistungsgewerkschaft verdi beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Kohleausstieg und hat in der vergangenen Woche eine Studie für einen sozialverträglichen Kohleausstieg vorgelegt. Weil der Klimaschutzplan der Bundesregierung vorsieht, dass Deutschland bis 2050 CO2-frei werden soll, hat verdi ein Gutachten in Auftrag gegeben, um einen sozialverträglichen Kohleausstieg ohne materielle Einbußen für die Beschäftigten zu ermitteln. Insgesamt sind vom Ausstieg aus der Kohle 15.000 Beschäftigte betroffen. Die von verdi beauftragte Studie hat drei mögliche Szenarien für den Ausstieg und die Zukunft der Beschäftigten durchgespielt. Die betroffenen Arbeitnehmer sollen demnach, sofern sie keinen neuen Job finden, aus einem sogenannten „Sozialpool“ bis zu ihrem Renteneintritt weiter ihren bisherigen Lohn bekommen. Aus Sicht von verdi soll die Finanzierung aus dem Topf erfolgen, in den die Einnahmen aus dem CO2-Zertifikatehandel fließen.

Quelle: IWR Online

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