09.11.2016, 11:18 Uhr

Windenergie-Cluster kritisiert Bundesregierung

Husum – Zu niedrige Ziele für den Ausbau der Offshore Windenergie hemmen die Innovationsfähigkeit der jungen Branche. Die Offshore-Windindustrie fordert von der Bundesregierung daher höhere Ausbauziele bis zum Jahr 2030. Ansonsten ist nicht nur die Kostenreduzierung in Gefahr.

Die Forderung nach ambitionierteren Zielen beim Offshore-Ausbau sind beim 8. Stammtisch des Branchenvereins windcomm schleswig-holstein e. V. zum Ausdruck gekommen. Auf der Veranstaltung beim Gastgeber Northern HeliCopter GmbH auf dem Flugplatz von St. Peter-Ording waren die Ausbauziele der Offshore Windenergie das beherrschende Thema.

Ausbauziele für Offshore-Windkraft bis 2030 zu gering

Jöro Kuhbier von der Offshore Stiftung unterstrich in seinem Vortrag die Vorteile eines höheren Ausbauziels: „Man kann von der Offshore-Branche keine weitreichenden Kostenreduzierungen und technischen Innovationen erwarten, wenn die Ausbauziele halbiert werden“, sagte Kuhbier zu den Plänen der Bundesregierung, die Offshore-Windenergie-Leistung bis 2030 auf 15.000 Megawatt (MW) auszubauen. Vor wenigen Jahren lag das Ziel noch bei 30.000 MW. Offshore-Verbände fordern mindestens 20.000 MW, um die Produktionskapazitäten für Offshore-Windenergieanlagen und Fundamente sowie die Flotten der Errichter- und Service-Schiffe mit allen damit verbundenen Arbeitsplätzen zu erhalten. Aktuell sind in der deutschen Nord- und Ostsee Windkraftanlagen auf See mit einer Leistung von etwa 3.500 MW installiert.

Kostendruck in allen Bereich der Offshore Windenergie

Nach dem kürzlich novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2017) müssen sich die Betreiber der Offshore Windparks in Ausschreibungen um neue Projekte bewerben. Den Zuschlag erhält, wer angibt, den Strom am günstigsten produzieren zu können. Vorher gab es eine festgelegte Vergütung. Das wirkt sich auch auf die Luftrettung im Bereich der Offshore Windenergie aus. Frank Zabell, Geschäftsführer der Northern HeliCopter GmbH: „Wir spüren den Kostendruck. Wir stehen vor der Herausforderung, eine hochwertige Rettungskette mit weniger Mitteln zu gewährleisten. Wichtig ist dabei, dass der Bund nicht noch künstlichen Wettbewerb in den Markt bringt, indem öffentlich-rechtliche Institutionen hier aktiv werden. Hier brauchen wir eine klare Abgrenzung der Aufgaben.“

Offshore-Windkraft: Größtes Kostensenkungspotenzial im Bereich der Logistik

Ebenfalls vorgestellt wurde die Firma Windea Offshore, die ein breites Portfolio an technischen und logistischen Services, insbesondere Schiffslogistik für die Offshore Windindustrie anbietet. Caspar Spreter von Kreudenstein von Windea Offshore betonte: „Das größte Kostensenkungspotenzial bei der Errichtung und dem Betrieb von Offshore Windparks sehe ich in der Logistik. Hier kommt es darauf an, ganzheitliche Lösungen inklusive dem passenden Hafenstandort, Warehousemanagement und Schiffslogistik zusammen mit den Betreibern der Windparks zu entwickeln und denkbare Cluster-Lösungen zu forcieren. Schleswig-Holstein könnte für die Offshore-Windbranche wesentlich attraktiver sein, wenn die dafür erforderliche Infrastruktur, insbesondere die Häfen, besser ausgebaut wären.“

windcomm fordert mehr Ausbau an Wind- und Solarenergie

Gemeinsam appellierten die Firmenvertreter an die Landesregierung, nach der Landtags- und Bundestagswahl den gesetzlichen Rahmen für Erneuerbare Energien noch einmal anzupassen. „Um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommen zu erreichen, benötigen wir deutlich mehr Ausbau an Wind- und Solarenergie als die im Moment für jede der Technologien vorgesehenen 2,5 Gigawatt pro Jahr nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz. Mit den verhaltenen Ausbauzielen laut EEG 2017 verspielen wir sowohl klima- als auch wirtschaftspolitisch eine große Chance auch für Schleswig-Holstein“, betonte Volker Köhne, Vorsitzender des windcomm schleswig-holstein e. V.

Quelle: IWR Online

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