25.11.2016, 11:04 Uhr

Ölpreis bleibt länger auf niedrigem Niveau

München – Seit 2014 sind die Ölpreise auf Talfahrt. Das Beratungsunternehmen Roland Berger glaubt vorerst auch nicht an steigende Ölpreise. In einer aktuellen Studie zur Ölpreisentwicklung skizzieren sie ein anderes Szenario.

Experten sind sich uneins darüber, wie die weitere Ölpreis-Entwicklung verlaufen wird. Einige Analysten gehen davon aus, dass Förderkürzungen wieder zu einem Ölpreisanstieg führen. Aus Sicht des Consulting-Unternehmens Roland Berger bleibt der Ölpreis jedoch in den kommenden fünf Jahren auf dem aktuellen Niveau.

Einbruch der Ölpreise 2014

Der Ölpreis ist im Jahr 2014 in der zweiten Jahreshälfte von rund 100 auf etwa 50 US-Dollar pro Barrel eingebrochen. Hauptgrund war dabei ein Strategiewechsel einiger ölexportierender Länder, die die Ölpreise bis dato durch Steuerung der Angebotsmenge beeinflusst und hoch gehalten haben. Nicht nur um die Fracking-Konkurrenz aus den USA aus dem Markt zu drängen, sondern auch wegen des Markteintritts des Irans und damit aus geopolitischen Gründen flutete beispielsweise Saudi-Arabien die Märkte mit Öl.

Roland Berger: Innovative Förderkonzepte bestimmen den Trend

Roland Berger prognostiziert in der Studie zur Ölpreisentwicklung "Lower for much longer - Adam Smith in the Permian", dass der Ölpreis in den kommenden fünf Jahren auf seinem jetzigen Niveau zwischen 45 bis 55 US-Dollar pro Barrel verharren wird. "In diesem dynamischen Umfeld mit hohem Kostendruck erwarten wir technische Weiterentwicklungen, die die Förderkosten nochmals senken und ein ausreichendes Ölangebot garantieren werden", erklärt Roland Berger-Partner Walter Pfeiffer. "Früher bestimmte ausschließlich die OPEC den Preis. Innovative Förderkonzepte und technischer Fortschritt ermöglichen heute eine Entwicklung hin zu einem hochkompetitiven Markt."

Macht- und Bedeutungsverlust der OPEC

Durch die Steuerung der eigenen Förderquoten bestimmte die OPEC den Weltmarktpreis über Jahrzehnte hinweg. Das System funktionierte bis 2014 nach Einschätzung von Roland Berger „nahezu perfekt“: Verknappte die OPEC das Angebot, stiegen die Preise an; erhöhte sie es, fielen sie wieder. "Wenn die OPEC heute die Fördermengen senkt und der Ölpreis dadurch ansteigt, wird das fehlende Angebot durch die neuen Produzenten aus den USA ersetzt und der Preis bleibt stabil", beschreibt Pfeiffer die veränderte Situation. "Dadurch verliert die OPEC Marktanteile und den Mitgliedern entgehen wichtige Einnahmequellen."

Roland Berger: Nicht auf steigenden Ölpreis spekulieren

Pfeiffer sieht im Gegensatz zu vielen anderen Analysten keinen Anstieg des Ölpreises in den nächsten Jahren. "Die technologische Weiterentwicklung der Förderung und eine schwächelnde OPEC werden den Preis auf dem jetzigen Niveau stabil halten", so Pfeifer. Seiner Auffassung nach sollten Unternehmen in der Ölindustrie nicht auf einen steigenden Ölpreis spekulieren, sondern das niedrigere Niveau akzeptieren und ihre Geschäftsmodelle den neuen Marktgegebenheiten anpassen.

Quelle: IWR Online

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