03.03.2017, 08:35 Uhr

Energiewirtschaft erwartet große Energiewende-Delle

Berlin – Im Jahr 2021 endet die EEG-Vergütung für tausende alte Windenergieanlagen. Die Deutsche Umwelthilfe und der Stromversorger Naturstrom, warnen nun vor einem Energiewende-Rückschlag, wenn die Altanlagen im großen Maßstab vom Netz gehen. Dabei könnten sie noch äußert günstig Strom produzieren.

Eine aktuelle Studie der Deutschen Windguard GmbH im Auftrag der Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) und der Naturstrom AG zeigt auf, dass auch Altanlagen nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) noch äußerst Günstig Strom produzieren können. Dazu müssten sich aber Börsenstrompreis und Rahmenbedingungen dringen ändern.

2020 fallen 4.500 MW Windenergieleistung aus der EEG-Vergütung

Die Unternehmen haben bei der Präsentation der Studie zum Weiterbetrieb von Windenergieanlagen nach 2020 eindringlich vor den Gefahren von Massenabschaltungen alter Bestandsanlagen nach Ende der EEG Vergütung 2021 gewarnt. „Gehen die Altanlagen massenweise vom Netz, wird die Energiewende um Jahre zurückgeworfen“, so Oliver Hummel, Vorstand der Naturstrom AG. Ende 2020 endet für etwa 6.000 Windenergieanlagen mit einer kumulierten Leistung 4.500 Megawatt (MW) die EEG-Vergütung. Bis 2026 wird dies jährlich für weitere rund 1.600 Anlagen der Fall sein.

Anna-Kathrin Wallasch, Abteilungsleiterin bei Deutsche Windguard betont, dass schon jetzt bei vielen Anlagenbetreibern unklar sei ob sie Weiterbetriebsgutachten in Auftrag geben und Service- sowie Pachtverträge neu aushandeln. Auch Dr. Peter Ahmels, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH warnt: „Es wird bei der Windenergie schlimmstenfalls Jahre brauchen, um die wegfallenden alten Anlagen durch Neubau auszugleichen und wieder auf den Stand von Dezember 2020 zu kommen. Und dies zu merklich höheren Kosten.“

Börsenstrompreis zu niedrig für wirtschaftlichen Weiterbetrieb

Die alten Anlagen seien dabei keinesfalls zu teuer betonen die Unternehmen. „Windstrom aus Altanlagen ist sehr günstig, das zeigt die Studie“, so Hummel. Allerdings seien die aktuellen Strompreise am Spotmarkt für kein Kraftwerk, gleich welcher Technologie, auskömmlich, so der Naturstrom Vorstand weiter. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass ein großer Teil der älteren Windenergieanlagen ab einem Erlös von etwa 3,5 Cent pro Kilowattstunde (kWh) weiterbetrieben werden kann. Die Spotmarktpreise hätten 2016 jedoch im Mittel bei 2,90 Cent/kWh gelegen. Wenn sich an diesem Preisniveau nichts ändere, werden nur sehr wenige Anlagenbetreiber ihre Anlagen weiterbetreiben.

Ökostromkennzeichnung von Altanlagen ermöglichen

„Funktionsfähige und kostengünstige Stromerzeugungsanlagen aus regenerativen Quellen dürfen nicht ohne Not abgeschaltet werden, solange die Klimaziele noch in weiter Ferne liegen“, fordert daher DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Stattdessen sollten Kohlekraftwerke stillgelegt werden. Die massenweise Abschaltung alter Windräder sei dagegen kontraproduktiv für die Umweltschutzziele. Für eine weitere Stromerzeugung aus alten Anlagen soll die Politik die Politik daher Rahmenbedingungen schaffen, die eine Vermarktung als gekennzeichneten Ökostrom erlauben.

Quelle: IWR Online

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