13.04.2017, 10:50 Uhr

Energiespeicher-Lösungen für die Unterwelt

Kiel - Etwa die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Deutschland wird für die Wärme verwendet. In einem Forschungsprojekt wird nun für Schleswig-Holstein untersucht, welche unterirdischen Speicherarten in Frage kommen und wie diese effizient mit dem Energie- und Wärmemarkt gekoppelt werden können.

Die Möglichkeiten der Nutzung des geologischen Untergrundes als thermischer, elektrischer oder stofflicher Speicher in Schleswig-Holstein wird im Forschungsprojekt ANGUS II untersucht. Koordiniert werden die Untersuchungen von der Universität Kiel. Das Projekt wird für vier Jahre bis Ende 2020 mit insgesamt 6,7 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

Gute Speichermöglichkeiten in Schleswig-Holstein

„Wir wissen, dass es in Schleswig-Holstein viele gute Speichermöglichkeiten im Untergrund gibt. Wasserstoff, synthetisches Methan aus Windkraft und Druckluft können in Salzkavernen und in tieferliegenden porösen Gesteinsschichten gelagert werden. Wärme kann auch oberflächennah im Untergrund eingespeichert werden. Der wöchentliche Strombedarf unseres Landes ließe sich beispielsweise theoretisch mit einem großen Wasserstoffspeicher in einer geologischen Formation abdecken“, erläutert Professor Sebastian Bauer ein Ergebnis der bisherigen Forschungen aus dem Vorgängerprojekt ANGUS+. Im Folgeprojekt sollen nun diese Speicherpotenziale und ihre mögliche Einbindung in das Energienetz weiter erforscht werden.

Konkrete Umsetzung geologischer Speicher - hoher Untersuchungsbedarf

Vor einer konkreten Umsetzung der Grundlagenforschung in die praktische Anwendung müssen noch viele Fragen geklärt werden, u.a. welche Energiemenge eigentlich wann und für welchen Zeitraum gespeichert werden muss und wie viel Energie heute und wie viel in den nächsten 20 Jahren verbraucht wird. Die Forscher werden daher erst neue Methoden zur Quantifizierung und der mathematischen Beschreibung der relevanten Prozesse entwickeln, die der Dimensionierung und Auslegung der Speicher zugrunde liegen.

Erforschung der Markteinbindung

Parallel zur Speicherdimensionierung erfolgt die Erforschung der Markteinbindung. Dazu werden u.a. numerische Modelle zu Energiespeichern, Kraftwerkseinzelanlagen und Energienetzen erstellt. Die simulierten Ergebnisse für die Modellregion Schleswig-Holstein werden anschließend in einer Datenbasis für den Datentransfer zusammengeführt. „Das erlaubt uns die gemeinsame Nutzung der Modelle unter wirtschaftlichen Aspekten und stellt eine konsistente Methodik zur Integration von geotechnischen Speichern in die Energienetze dar“, so Professor Andreas Dahmke von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU).

Wärmewende vorantreiben

Um den Anteil an erneuerbarer Energie nicht nur im Strom- sondern auch im Wärmesektor zu erhöhen, soll auf der Basis dieser Grundlagenforschung künftig zum Beispiel auch überschüssige erneuerbare Energie aus Solarthermie, die saisonal und wetterabhängig produziert wird, als Wärmeenergie gespeichert werden. „Energiewende geht nicht ohne Wärmewende“, betont Dahmke den Beitrag, den urbane Wärmespeicher in Zukunft spielen können. Mit dem Forschungsprojekt ANGUS II soll daher auch die Wärmewende vorangetrieben werden.

Quelle: IWR Online

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