22.06.2017, 08:12 Uhr

Warum sich Mieterstrom im Osten besonders lohnen soll

München – Auch Mieter sollen nach dem Willen der Bundesregierung künftig vom Solarstrom auf dem Hausdach profitieren können. Um dieses Ziel zu erreichen, hatte das Kabinett im April den Entwurf eines Mieterstrom-Gesetzes beschlossen. Wie ein Ökostromversorger nun behauptet, sind gerade die östlichen Bundesländer besonders gut geeignet für Mieterstrom.

Wie der Ökoenergie-Anbieter Polarstern aus München mitteilt, sind die Stromkosten in den östlichen Bundesländern deutlich höher als im Westen. Das liege vor allem an den regional unterschiedlichen Netzentgelten, die vielerorts rund ein Drittel des gesamten Strompreises ausmachen. Zudem sei das verfügbare Einkommen je Einwohner in den östlichen Regionen im Schnitt deutlich niedriger als im Süden Deutschlands.

Oberziel: Stromkosten der Mieter senken

In vier Plattenbauten in Sachsen realisieren TnT Neue Energien und Polarstern derzeit Mieterstromprojekte. Florian Henle, Geschäftsführer Polarstern, erläutert: „Bei typischen Zwei- bis Drei-Personen-Haushalten in ostdeutschen Regionen betragen die Stromkosten gemessen an den Mietwohnkosten oftmals rund ein Fünftel.“ Da sei es dann finanziell attraktiv, wenn ein Haushalt einen Teil seines Strombedarfs aus eigener, günstigerer Erzeugung decken kann. Das Ziel, mit Mieterstrom die Stromkosten der Mieter zu senken, spiele in allen Projekten eine wichtige Rolle. Aber gerade im sozialen Wohnungsbau und bei Gebäuden für Haushalte mit niedrigem und mittlerem Einkommen sei es der ausschlaggebende Aspekt, berichtet Henle.

Hoher Autarkiegrad und viel Direktverbrauch sinnvoll

Wie stark genau die Stromkosten eines Haushalts durch Mieterstrom sinken, hängt von der installierten Energietechnik, den vermiedenen Netzentgelten und dem Energieverbrauchsmuster der Mieter ab. Mieterstrom sei für Mieter und Vermieter umso attraktiver, je weniger Strom aus dem Netz bezogen werden muss und je weniger Strom ins öffentliche Netz eingespeist wird. Das bedeutet, der Autarkiegrad und der Direktverbrauch sollten möglichst hoch sein, erklärt Henle. So ist es auch im Rahmen der Zusammenarbeit von Polarstern mit dem Projektentwickler TnT Neue Energien GmbH aus Dresden.

Stromkostenersparnisse zwischen 15 und 20 Prozent

In vier Plattenbauten in Sachsen realisieren TnT Neue Energien und Polarstern derzeit Mieterstromprojekte. In einem Plattenbau mit 100 Wohnungen wird beispielsweise 76 Prozent des benötigten Stroms mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW) und einer Photovoltaik(PV)-Anlage erzeugt. Das BHKW hat eine Leistung von 19,2 Kilowatt (kW) elektrischer Leistung und die PV-Anlage von 123,5 Kilowatt (kW). Ein anderes Gebäude mit 70 Wohnungen hat eine PV-Anlage mit 56,2 kW und einen Autarkiegrad von 33 Prozent. Ein weiterer Plattenbau mit zwei Gebäuden und je 50 Wohnungen hat wiederum zwei PV-Anlagen mit jeweils 60 kW sowie ein BHKW mit 20 kW. „Die Beispiele zeigen, dass Mieterstrom bei verschiedenen Gebäuden Sinn macht. Die Mieter erhalten im Mittel Stromkostenersparnisse zwischen 15 und 20 Prozent verglichen zum Grundversorgertarif“, bilanziert Henle.

Quelle: IWR Online

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