11.11.2020, 11:49 Uhr

Siemens Energy 2020 mit hohem Verlust - Ausstieg aus der Kohle angekündigt


© Siemens Energy

München - Die aus der Siemens AG ausgegliederte Siemens Energy AG hat die Zahlen für das Geschäftsjahr 2020 vorgelegt. Zwar steht unterm Strich ein hoher Nettoverlust, der Siemens Energy Vorstandsvorsitzende blickt aber zuversichtlich auf die Zukunft.

Die seit dem 28. September 2020 an der Börse gelistete Siemens Energy AG hat die Ergebnisse für das am 30. September 2020 zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2020 veröffentlicht. Das operative Ergebnis ist negativ, Abschreibungen und Sondereffekte sorgen für einen hohen Nettoverlust. Das Unternehmen blickt positiv auf die weitere Entwicklung.

Sondereffekte drücken operatives Ergebnis

Siemens Energy hat im Geschäftsjahr 2020 seine gegenüber dem Kapitalmarkt kommunizierten Ziele erreicht. Zwar ging der Umsatz 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent auf 27,5 Mrd. Euro zurück, lag damit jedoch innerhalb des prognostizierten Zielkorridors von -2 bis -5 Prozent. Das angepasste EBITA vor Sondereffekten liegt bei einem Minus von 17 Mio. Euro.

Gedrückt wird das operative Ergebnis im Geschäftsjahr 2020 durch Abschreibungen und weitere Sondereffekte in einer Größenordnung von insgesamt etwa 1,5 Mrd. Euro. So hat Siemens Energy portfoliobezogene Wertminderungen und Abschreibungen in Höhe von 956 Mio. Euro vorgenommen. Hinzu kamen Restrukturierungsaufwendungen (376 Mio. Euro) sowie mit dem Carve-out verbundene und sonstige Einmalkosten (195 Mio. Euro). Unterm Strich verzeichnet Siemens einen Nettoverlust von 1,9 Mrd. Euro. Demgegenüber stand jedoch ein starker Free Cash Flow vor Steuern in Höhe von 977 Mio. Euro. Das unverwässerte Ergebnis je Aktie (EPS) lag bei -2,21 Euro. Der Vorstand wird wie bereits angekündigt dem Aufsichtsrat vorschlagen, für das 2020 keine Ausschüttung einer Dividende vorzunehmen.

Dr. Christian Bruch, Vorstandsvorsitzender der Siemens Energy AG, zeigt sich insgesamt zufrieden mit dem Abschluss des Geschäftsjahres. „Wir haben unsere Ziele für das Geschäftsjahr 2020 vollständig erreicht und bestätigen den Ausblick für das Geschäftsjahr 2021“, so Bruch. Er sei stolz darauf, wie das Siemens-Energy-Team die makroökonomischen Herausforderungen gemeistert habe, parallel zum erfolgreichen Börsengang und der weiteren Optimierung des Portfolios, so Bruch weiter.

Prognose für Geschäftsjahr 2021 bestätigt

Siemens Energy bestätigt seinen Ausblick für das seit 1. Oktober laufende Geschäftsjahr. Die Prognose basiert auf der Annahme, dass es zu keinen weiteren negativen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie kommt. Demnach erwartet Siemens Energy im Geschäftsjahr 2021 ein nominales Umsatzwachstum zwischen 2 Prozent und 12 Prozent sowie eine angepasste EBITA-Marge vor Sondereffekten von 3 Prozent bis 5 Prozent.

Siemens Energy hält Beteiligung an Siemens Gamesa

In einem ersten vorbereitenden Schritt der Abspaltung von Siemens Energy hat die Siemens AG im Februar 2020 die von der spanischen Iberdrola gehaltenen Siemens-Gamesa Aktien übernommen und den Anteil auf rd. 67 Prozent erweitert. Dieser Anteil ist im Zuge der Abspaltung an die neue Siemens Energy AG übergegangen, die in der Siemens Gamesa Hauptversammlung nunmehr über eine Zweidrittel-Mehrheit verfügt. Da auch Siemens Gamesa weiterhin an der Börse notiert ist, hat der Kurswert der Siemens Gamesa Aktie auch weiterhin einen Einfluss auf das Beteiligungsergebnis von Siemens Energy.

Keine Beteiligung mehr an der Entwicklung neuer Kohlekraftwerksprojekte

Im Zuge der Veröffentlichung der Geschäftszahlen hat Siemens Energy bekannt gegeben, sich im Zuge des Umbaus zu einem nachhaltigen und wachstumsorientieren Portfolio ab sofort nicht mehr an neuen Ausschreibungen für ausschließlich mit Kohle befeuerte Kraftwerke beteiligen zu wollen. Die bereits bestehenden Verpflichtungen aus Kohlekraftwerksprojekten inklusive verbindlicher Angebote sollen noch erfüllt werden. Weitergeführt werden soll das CO2-reduzierende Service- und Lösungsgeschäft, so etwa Projekte mit effizienter Kraft-Wärme-Kopplung. Siemens Energy will nun sorgfältig prüfen, welche Folgen dieser Schritt für die betroffenen Standorte und deren Mitarbeiter bzw. für die Partnerschaften mit anderen Unternehmen auf dem Gebiet der Kohlekraftwerkstechnik haben wird.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2020