Bau von LNG-Terminal in Wilhelmshaven wieder auf der Agenda
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Brüssel - Der russische Einmarsch in die Ukraine markiert eine Zäsur im Hinblick auf die Abhängigkeit von fossilen Energien aus Russland und gibt dem Ausbau erneuerbarer Energien und der Wasserstoffwirtschaft zusätzliche Dynamik. Zudem läuft die Suche nach Übergangslösungen auf Hochtouren. Damit rückt der Bau eines Flüssiggasterminals in Wilhelmshaven wieder in den Fokus.
Nachdem der Energiekonzern Uniper mangels Nachfrage die Idee zum Bau eines Terminals für Flüssiggas (LNG) in Wilhelmshaven vor etwa zwei Jahren eigentlich ad acta gelegt hatte, steht das Projekt im Zuge der Russland-Krise nun wieder auf der Agenda. Wie das Handelsblatt unter Bezugnahme auf Insiderangaben meldet, prüft Uniper auf Wunsch des Bundeskanzleramtes das Vorhaben derzeit noch einmal. Mit Tree Energy Solutions (TES) aus Belgien bietet nun ein weiteres Unternehmen den Bau eines LNG-Terminals an, das auch für die Versorgung mit grünem Wasserstoff genutzt werden könnte.
TES-Projekt soll Markhochlauf für grünen Wasserstoff beschleunigen und Abhängigkeit von Russland reduzieren
Die belgische Tree Energy Solutions (TES) hat angekündigt, die Pläne zum Bau eines Hubs für grünen Wasserstoff zu beschleunigen. Die schnelle Umsetzung soll für eine schnelle alternative Energieversorgung und -sicherheit für Deutschland und Europa sorgen und gleichzeitig die Wasserstoffwirtschaft beschleunigen. Angesichts der aktuellen Energiekrise soll das Projekt so konzipiert werden, dass gleichzeitig auch der Import von LNG als Zwischenenergiequelle möglich wird.
Nach Einschätzung von TES trägt das Projekt einerseits dazu bei, die deutschen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und zu beschleunigen, gleichzeitig erhöht der Hub die Versorgungssicherheit. Dabei sind nach Angaben von TES keine Investitionen in später nicht mehr benötigte Anlagen erforderlich. Das Unternehmen plant den operativen Start der ersten Phase bis Winter 2025.
„Angesichts unseres geplanten Umfangs (wir planen 6 unabhängige Tanks in Kombination mit 6 Schiffsliegeplätzen unter Verwendung eines neuartigen Ansatzes mit minimalen ökologischen und visuellen Auswirkungen) sind wir auch bereit, alle alternativen Gasimporteure konstruktiv einzubinden und den Zugang Dritter im Einklang mit den aktuellen Vorschriften und Praktiken der EU DG Energie sicherzustellen“, so Paul van Poecke, Gründer und Geschäftsführer von TES.
TES begrüßt die Teilnahme anderer Unternehmen an dem Vorhaben unter der Bedingung, dass diese das Projekt beschleunigen und die eindeutige langfristige Absichten und Selbstverpflichtung zu sauberer und grüner Energie, die für die TES-Unternehmensphilosophie von zentraler Bedeutung sind, nicht gefährden. TES sei der festen Überzeugung, dass das vollständig nachhaltige Wilhelmshaven-Projekt mindestens die gleiche, wenn nicht sogar stärkere Unterstützung erhalten sollte, wie traditionelle LNG Terminals unter Berücksichtigung der gleichzeitigen Klimakrise, so van Poecke weiter.
LNG-Terminal bei Uniper schon 2018 in der Planung
Überlegungen zum Bau von LNG-Terminals in Wilhelmshaven für flüssiges Erdgas gab es schon früher. Auf Initiative des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers Peter Altmaier hat der Energiekonzern Uniper mit Partnern schon 2018 die den Bau von LNG Terminals in Wilhelmshaven geprüft. Aufgrund der fehlenden Bereitschaft von Marktteilnehmern, im damaligen Marktumfeld Importkapazitäten des geplanten Terminals verbindliche zu buchen, hat Uniper die LNG Pläne letztendlich auf Eis gelegt.
Mit dem Green Deal der EU kam dann im Jahr 2021 die Errichtung eines Hubs für grünen Wasserstoff ins Spiel. Unter dem Namen „Grünes Wilhelmshaven“ plant Uniper nunmehr die Errichtung eines Hubs für Wasserstoff am Standort Wilhelmshaven mit Wasserstoffproduktion vor Ort per Elektrolyse sowie dem Import von Wasserstoff in Form von Ammoniak.
Mit der Russland-Krise rücken jetzt neben grünem Wasserstoff wieder der Import von LNG und der Bau von Terminals in den Fokus, die sowohl für flüssiges Erdgas als auch für grünen Wasserstoff genutzt werden können.
Quelle: IWR Online
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