15.06.2023, 10:32 Uhr

Berlin baut ein Wasserstoffnetz-Startnetz bis 2030


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Berlin – In Berlin wird eine Infrastruktur für grünen Wasserstoff aufgebaut. Die NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg, ein Unternehmen der GASAG-Gruppe, hat zusammen mit Partnern einen Fahrplan entwickelt, um das Berliner Gasnetz in drei Phasen für den Transport von Wasserstoff zu ertüchtigen.

Um die grüne Energie vom Sommer in den Winter zu bringen, wird Berlin als Ergänzung zum Strom- und Wärmenetz ein Wasserstoffnetz errichten, teilte Vattenfall mit. Dabei werden die Planungen zum Aus- und Umbau der jeweiligen Infrastrukturen miteinander verzahnt, gleichzeitig ist eine Anbindung an die Wasserstoff-Produktionsstandorte in Brandenburg vorgesehen.

Erste Phase: Wasserstoff-Startnetz bis 2030 – große Verbraucher

In der ersten Phase wird bis 2030 ein Wasserstoff-Startnetz für Berlin aufgebaut, mit dem große Berliner Netzanschlüsse mit Wasserstoff versorgt werden können. Damit werden wichtige Voraussetzungen für die Umstellung bestehender Gasnetzleitungen auf Wasserstoff geschaffen, die einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Wärme- und Stromversorgung leisten, so Vattenfall.

Die NBB hat zusammen mit Partnern ein Phasenmodell für Berlin entwickelt. Dabei werden zunächst die großen Verbraucher mit einem Verbrauch von mehr als 500 MW wie die Heizkraftwerke der Vattenfall Wärme berücksichtigt und anschließend weitere Abnehmer versorgt. Der Wasserstoff wird von den überregionalen Transport- zu den lokalen Verteilnetzen geführt.

Das Modell sieht ein Startnetz vor, das schon 2030 in der Lage ist, fast 50 Prozent des gesamten Berliner Gasverbrauchs durch Wasserstoff zu ersetzen. Die Planung beruht auf der Umstellung bestehender Gasleitungen und geht daher nicht nur mit vergleichsweise geringen Kosten einher, sondern vermeidet auch den Bau neuer Trassen im Berliner Stadtgebiet. Dies wiederum ermöglicht zugleich eine schnellere Umsetzung.

Zweite und dritte Phase: Mittelgroße und kleine Wasserstoff-Abnehmer

Nach der ersten Phase (Wasserstoff-Startnetz Berlin) wird das Netz sukzessive erweitert: In einer zweiten Phase ist geplant, Verbraucher mit einer Leistung von mehr als 30 Megawatt anzuschließen. Dazu werden weitere 150 Kilometer Hochdruckleitung für den Wasserstoff-Transport ertüchtigt. Dies wird den Anschluss von Energieanlagen für kleinere Wärme- und Quartierskonzepte, sowie Industriebetriebe ermöglichen. Im Ergebnis wird dies insgesamt eine 60-prozentige Dekarbonisierung des heutigen Gastransports ermöglichen. Im Vergleich zur ersten Phase mit den zwei großen Wasserstoff-Hochdruckleitungen, besteht in Phase zwei noch mehr Flexibilität in der Gestaltung und im Anschluss von Wasserstoffnetzkunden. In einer dritten Phase kann auch kleineren Abnehmern der Wasserstoff zur Verfügung gestellt werden.

Einbindung Berlin an die Wasserstoff-Produktionsstandorte in Brandenburg

Beim Phasenmodell der NBB für Wasserstoff profitiert Berlin vom benachbarten Brandenburg, wo ein starker Ausbau von Wasserstoff-Erzeugungs- und Transportkapazitäten abzusehen ist. Auch in Brandenburg wird die NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg ihr Wasserstoffnetz stufenweise entwickeln und vom Anschluss an das vorgelagerte Wasserstoff-Backbone des Fernleitungsnetzbetreibers Ontras profitieren:

Der übergeordnete Fernleitungsnetzbetreiber Ontras ermöglicht über das eigene H2-Fernleitungs-Startnetz für Ostdeutschland und über das Kooperationsprojekt FLOW (zusammen mit Gascade und Terranets BW) der Region Berlin den Zugang zu weiteren Wasserstoff-Produktionsstandorten. Durch den geplanten Netzausbau von NBB und Ontras ergeben sich im Ergebnis sehr gute Diversifizierungsmöglichkeiten für die Versorgung von Berlin mit Wasserstoff.

Quelle: IWR Online

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