Gasversorgung: Weiteres Flüssiggas-Terminal „Deutsche Ostsee“ schon zum Winter einsatzbereit
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Lubmin - Als Reaktion auf die russischen Drohungen, die Gaslieferungen zu reduzieren oder ganz einzustellen, stellt Deutschland die Gasversorgung von Pipeline-Gas auf flexibles Flüssiggas (LNG) im Rekordtempo um. Die Bundesregierung plant allein vier schwimmende LNG-Terminals mit einer jährlichen Kapazität von in Summe rd. 20 Mrd. m² Erdgas, jetzt kommt noch ein weiteres privatwirtschaftliches LNG-Terminal in Lubmin dazu.
Die Deutsche Regas GmbH & Co. KGaA und Total Energies haben gestern (13.07.2022) eine gemeinsame Vereinbarung über die Installation und den Betrieb einer Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) „Deutsche Ostsee“ im Industriehafen Lubmin unterzeichnet. Die Anlage zur Gasversorgung soll bereits Anfang Dezember 2022 in Betrieb gehen, die Pläne reichen aber deutlich weiter.
Gasversorgung: Flüssiggas-Anlage in Lubmin geht ab Dezember 2022 in Betrieb
Die Gaspipeline Nord Stream 1 verläuft vom russischen Wyborg durch die Ostsee bis zum Standort Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern. Die vorhandene Gas-Infrastruktur und Anbindungsmöglichkeit an das Gasfernleitungsnetz will die Deutsche Regas nutzen und einen weiteren Flüssiggas-Terminal in Betrieb nehmen.
Dazu haben die Deutsche Regas und das französische Energieunternehmen Total Energies eine gemeinsame Charter-Vereinbarung über die Installation und den Betrieb einer FSRU „Deutsche Ostsee“ im Industriehafen Lubmin unterzeichnet. Schiffsbesitzer des FSRU ist Total Energies. Über das Terminal können schon ab dem 01. Dezember 2022 bis zu 4,5 Mrd. m³ Erdgas jährlich eingespeist werden.
Wie das angelieferte Flüssiggas in Lubmin in das Gasfernleitungsnetz kommt
Außerhalb des Greifswalder Boddens in der Ostsee wird ein Tanker stationiert, an den die LNG-Schiffe aus aller Welt mit einer Kapazität von 170.000 m³ andocken und das LNG in den Zwischenspeicher übertragen können. Von dort transportieren drei Shuttle-Schiffe das Flüssiggas zum FSRU im Industriehafen Lubmin. Hier erfolgt dann die Umwandlung des flüssigen Gases (LNG) in gasförmiges Erdgas. Für die Einspeisung und Anbindung an das deutsche Ferngasleitungsnetz durch die Gascade Gastransport GmbH müssen lediglich 450 m überbrückt werden, was kein Problem darstellt.
Option: Direkte Pipelineanbindung unter Wasser verdoppelt Gas-Einspeiseleistung
Das FSRU hat laut der Deutschen Regas eine spezielle technische Ausstattung, mit der in einer zweiten Phase das LNG-Terminal „Deutsche Ostsee“ direkt an bestehende Unterwasserpipelines angedockt werden kann, und zwar auch wenn diese in Betrieb bzw. mit Erdgas befüllt sind. Vorbehaltlich rechtlicher Klärungen wäre es technisch möglich, dass zwei dieser Spezial-FSRUs direkt unter Wasser an die Pipeline angeschlossen und dann bis zu 15 Mrd. m³ Erdgas jährlich einspeist werden können.
Ab Sommer 2025: Import von Wasserstoff - Transportmedium künstliche Ameisensäure
Der weitere Ausbau in Lubmin sieht vor, die zunächst im Hafen von Lubmin liegende FSRU später durch eine für den Import von Wasserstoff spezialisierte Barge (Schiff ohne eigenen Antrieb) zu ersetzen. Statt flüssigem Erdgas soll dann Wasserstoff transportiert und regasifiziert werden. Als Transportmedium für den Wasserstoff kommt nicht Ammoniak zum Einsatz, sondern Ameisensäure.
Quelle: IWR Online
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