BMU-Studie: Keine Kostensenkung durch längere AKW-Laufzeiten
Berlin - Die Strompreise sind in Ländern mit vielen Atomkraftwerken nicht günstiger als in Staaten, die auf diese Technologie verzichten. Längere Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke würden den Strompreis nicht dämpfen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die das Öko-Institut im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellt hat. Die Wissenschaftler des Öko-Instituts haben internationale Marktdaten ausgewertet und mit den Gegebenheiten in Deutschland verglichen. Dabei fanden sie heraus, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Anteil von Atomstrom und den Elektrizitätspreisen für Industrie und Haushalte gibt. So sei im europäischen Vergleich etwa der Strom im atomfreundlichen Frankreich recht günstig, in Belgien bei ähnlichem Atomkraftanteil dagegen besonders teuer. Den billigsten Strom finde man - ebenso wie den teuersten - in Ländern, die auf Atomkraft ganz verzichten. Die Daten der deutschen Strombörse belegten: Wenn viele Atomkraftwerke wegen Wartungsarbeiten oder nach Pannen stillstehen, steige der Strompreis nicht. Das sei im Jahr 2007 zu beobachten gewesen, als zeitweise knapp die Hälfte der deutschen AKW nicht am Netz war.
"Die Untersuchung zeigt: Eine Laufzeitverlängerung führt nicht zu sinkenden Strompreisen - im Gegenteil: Weil notwendige Investitionen in neue Kraftwerke unterbleiben, könnte der Strompreis sogar steigen", sagte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel. "Bei einer Verlängerung der Laufzeiten auf 40 Jahre können die Energieversorger aber Zusatzgewinne in Höhe von 61 Milliarden Euro erwirtschaften. Laufzeitverlängerungen wäre nicht nur gefährlich. Sie würden außerdem ausschließlich den Konzernen nutzen – nicht aber den Stromverbrauchern."
Die hohen Gewinne der AKW-Betreiber dürften nach Ansicht des BMU ein Grund dafür sein, warum deren Lobby so vehement für eine Laufzeitverlängerung werbe. So veröffentlichte der Bundesverband der Energiewirtschaft (BDEW) am Dienstag ein energiepolitisches Konzept mit dem Titel "Zukunftsenergie 2020". In dem Papier werde für Atomkraft "auch deutlich nach 2020" geworben. Dazu Bundesumweltminister Gabriel: "Atomkraft ist kein Weg für die Zukunft. Deswegen muss es beim Ausstieg bleiben." Auch sonst bringe das Eckpunktepapier des BDEW wenig Neues. "Wir freuen uns zwar über einzelne Schritte in die richtige Richtung - etwa die klaren Bekenntnisse zu Effizienz und erneuerbaren Energien. Aber das reicht bei Weitem nicht aus. Der BDEW behauptet, bis 2020 sei eine Reduktion der Treibhausgase um lediglich 26% gegenüber 1990 möglich. Das zeigt: Die Funktionäre haben die Bedrohung des Klimawandels noch nicht verstanden. Es wird Zeit, dass die Energiewirtschaft in der Realität ankommt", sagte Sigmar Gabriel.
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