26.09.2012, 10:23 Uhr

Conergy beendet Langfrist-Wafervertrag und erwartet hohe Verluste

Hamburg – Die Conergy AG, Systemanbieter für Solaranlagen, hat sich mit dem US-amerikanischen Waferhersteller MEMC Electronic Material, Inc. im Rahmen eines Vergleichs auf eine vorzeitige Aufhebung des ursprünglich noch bis Ende Juni 2018 geltenden Waferliefervertrags geeinigt. Für Conergy entfallen somit nach eigenen Angaben Abnahmeverpflichtungen für Wafer in einer Größenordnung von insgesamt rund 600 Mio. US-Dollar über die gesamte Vertragslaufzeit. Das Unternehmen sei so in der Lage, Produktionsmaterialien wieder zu marktgerechten Preisen zu beziehen und verbessere damit nachhaltig seine Wettbewerbsfähigkeit für die Zukunft. Zunächst bringt diese Vertrags-Aufhebung jedoch Verluste für Conergy, da MEMC eine Kompensation erhält. Diese Verluste können nach Angaben von Conergy bis auf die Hälfte des Grundkapitals steigen, was die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung zur Folge hätte. Die Anleger sind besorgt und die Aktie bricht heute bislang um knapp 20 Prozent auf 0,374 Euro ein.

Vertragsausstieg Teil einer strategische Neuausrichtung

"Nach dem Verkauf der voltwerk electronics GmbH an Bosch und dem Umbau unserer Modulfertigung in Frankfurt (Oder) ist die Vertragsauflösung mit MEMC ein weiterer wichtiger Schritt für Conergy im Rahmen der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens und der damit einhergehenden Reduzierung der eigenen Fertigungstiefe. Wir können jetzt flexibel agieren und werden unsere Kostenstrukturen auf der Rohstoffseite weiter senken können, weil wir nunmehr noch stärker am allgemeinen Preisrückgang von siliziumbasierten Produktionsmaterialien partizipieren", sagte Conergy-COO Alexander Gorski. "Deshalb freuen wir uns, dass wir gemeinsam eine für beide Seiten vorteilhafte Lösung finden konnten und werden gegebenenfalls auch künftig zusammenarbeiten."

Bar-Sicherheit in Höhe von 21 Mio. US-Dollar geht verloren

Als Kompensation für die vorzeitige Beendigung des Waferliefervertrags verbleibt nach Angaben von Conergy unter anderem der Gegenwert einer geleisteten Bar-Sicherheit in Höhe von rund 21 Mio. US-Dollar bei MEMC Mit Durchführung des Vergleichs stehen dem operativen Geschäft der Conergy AG von der Commerzbank ausgereichte Garantien (sog. Letters of Credit) in Höhe von insgesamt rund 29,5 Mio. US-Dollar wieder vollständig zur Verfügung. Zudem werden Forderungen von MEMC gegenüber Conergy in Höhe von rund 5,5 Mio. US-Dollar gegen Sicherheitsleistung bis zum 1. Juli 2013 gestundet.

Negatives EBITDA 2012 - außerordentliche HV möglich

Aufgrund des Verzichts auf die Bar-Sicherheit, der damit verbundenen Ergebnisbelastung in Höhe von rund 21 Mio. US-Dollar und vor diesem Hintergrund des gegenwärtigen Geschäftsverlaufs erwartet Conergy für das Gesamtjahr 2012, anders als in bisherigen Prognosen, nunmehr ein negatives EBITDA im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Zudem prüfe der Vorstand der Gesellschaft nun, ob die Ergebnisentwicklung zu einem Verlust in Höhe der Hälfte des Grundkapitals der Gesellschaft führen könnte. Sollte dies der Fall sein, werde die Conergy AG ihrer Verpflichtung zur Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung zur Verlustanzeige unverzüglich nachkommen.


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