Experten analysieren Offshore-Erlöspotenzial
Berlin – Bei der ersten Offshore-Ausschreibung der Bundesnetzagentur haben zahlreiche Gewinner auf eine zusätzliche Vergütung nach dem EEG verzichtet. Energiemarkt-Experten haben daraufhin die Erlöspotenziale für diese Offshore-Windkraftanlagen ermittelt.
Die Stromversorger EnBW und Dong Energy haben bei der Ausschreibung nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) für die Offshore-Windenergie auf eine EEG-Vergütung verzichtet. Die Parks sollen alleine mit dem bereitgestellten Netzanschluss und der Einspeisegarantie wirtschaftlich betrieben werden können. Die Analysten von Energy Brainpool haben nun Erlöspotenziale solcher Anlagen abgeschätzt.
Drei Szenarien mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen
In dem White Paper zeigen die Energieexperten von Energy Brainpool anhand von drei modellierter Strompreisszenarien, welche Einnahmen in Deutschland bis 2035 beim Betrieb von Windkraftwerken ohne Sondervergütung durchschnittlich realistisch sind. Die drei Szenarien gehen von den unterschiedlichen Sensitivitäten „Standard“, „Conservative“ sowie „Low Price“ aus. Die angegebene Kenngröße „Vermarktungserlös“ setzt sich dabei aus Vermarktungswert und –menge zusammen.
Experten erwarten stark steigenden Vermarktungswert
Im „Standard“-Szenario kann eine Windenergieanlage auf See im Jahr 2025 einen Vermarktungswert von 5,3 Cent je Kilowattstunde (kWh) erzielen, so die Studienautoren. Bis 2035 kann dieser auf 7,6 Cent die kWh ansteigen. Im „Conservative“-Szenario steigt der Vermarktungswert überproportional an und liegt für das Jahr 2025 um 23 Prozent über dem „Low-Price“-Szenario und bis 2035 sogar 37 Prozent darüber.
Alle drei Szenarien unterscheiden sich elementar in den Annahmen über Steinkohle-, Erdgas- und Rohölpreise, Preise für CO2-Zertifikate sowie der installierten Kapazitäten. Das „Low Price“-Szenario sowie das „Standard“-Szenario folgen dabei den Plänen der Bundesregierung, in 2050 einen EE-Anteil von 80 Prozent an der Bruttostromnachfrage zu erreichen. Basis des „Conservative“-Szenarios bildet das „Referenz“-Szenario der Europäischen Union, welches lediglich von einem Anteil erneuerbarer Energien an der Bruttostromnachfrage von 57 Prozent ausgeht.
"Kannibalisierungseffekt" bei höherer Einspeisung auf See geringer
Ein weiterer Einflussfaktor auf die Vermarktungserlöse sind die Vermarktungsmengen, die sich bei Windenergieanlagen an Land und auf See aufgrund der Erzeugungsprofile unterscheiden. Wenn in Zeiten hoher Einspeisung vermehrt negative Preise auftreten, werden die Anlagen abgeschaltet. Es ergibt sich ein somit ein "Kannibalisierungseffekt" zwischen den Anlagen. Dieser Effekt fällt auf See jedoch deutlich geringer aus als an Land, wo die installierte Leistung deutlich höher ist. Im „Standard“-Szenario beträgt die Vermarktungsmenge für Offshore-Anlagen in den Jahren 2025 bis 2035 durchschnittlich 95 Prozent, für Onshore-Anlagen nur 89 Prozent der möglichen Jahresproduktion.
Offshore-Windkraftanlagen können wirtschaftlich betrieben werden
Anfang April 2017 fand die erste Ausschreibung von Offshore-Windkraftanlagen statt. Dabei boten die Energieversorger Dong Energy und EnBW insgesamt eine Offshore-Kapazität von 1.380 Megawatt (MW) zu einem Preis von null Cent pro kWh an. Die Betreiber werden neben der Anschluss- und Einspeisegarantie also keine erzeugungsabhängige Vergütung aus dem EEG erhalten, sondern müssen die Kosten mit den Vermarktungserlösen des erzeugten Stroms decken. „Der Ausgang der Offshore-Auktion zeigt, dass die Akteure überzeugt sind, Anlagen eigenständig wirtschaftlich betreiben zu können und hierfür nicht auf die gesetzlich zugesicherte Förderung angewiesen zu sein“, so Carlos Perez Linkenheil von Energy Brainpool.
Quelle: IWR Online
© IWR, 2017