Globale Offshore-Windleistung übersteigt 34.000 MW - Deutschland rutscht ab
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Hamburg - Das Wachstum auf dem internationalen Offshore-Windenergiemarkt hat sich im ersten Halbjahr 2021 deutlich verlangsamt. China hat mächtig ausgebaut und Deutschland bei der installierten Offshore-Windenergieleistung als weltweit zweitgrößten Offshore-Markt überholt.
Infolge der COVID 19-Pandemie hat sich die Dynamik auf den internationalen Offshore-Windenergiemärkten in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 abgeschwächt. Insgesamt übersteigt die weltweit installierte Offshore-Gesamtleistung nunmehr die Marke von 34.000 MW. Während Großbritannien weiterhin weltweit größter Offshore-Markt ist, wird Deutschland nach einer weiteren Null-Runde von China als weltweit zweitgrößter Offshore-Markt abgelöst. Das geht aus einer Analyse des World Forum Offshore Wind (WFO) für das erste Halbjahr 2021 (HY1 2021).
Offshore-Ausbau lässt in den ersten sechs Monaten nach
Weltweit wurden im ersten Halbjahr 2021 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung rd. 1.630 Megawatt (MW) neu in Betrieb genommen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 ist das ein Rückgang von 36 Prozent (Jan-Jun 2020: rd. 2.540 MW). Zurückzuführen ist diese Verlangsamung nach WFO-Einschätzung wahrscheinlich auf negative Auswirkungen durch die COVID-19-Pandemie. Insgesamt erreichte die weltweite Offshore-Windenergie bis Ende Juni 2021 durch die Neuinbetriebnahmen eine installierte Gesamtleistung von etwa 34.150 MW.
Rund um den Globus wurden im ersten Halbjahr 2021 sechs neue Offshore-Windparks in China, Dänemark, den Niederlanden und Taiwan in Betrieb genommen. Damit sind nun 169 Offshore-Windparks in Betrieb, davon 110 in Europa, 57 in Asien und 2 in den USA.
Im Länderranking bleibt Großbritannien mit einer installierten Gesamtkapazität von etwa 10.400 MW der größte Offshore-Windenergiemarkt der Welt. Auf dem zweiten Platz landet erstmals China, das Deutschland damit überholt. Während in Deutschland aufgrund der Ausbaulücke, in der sich die Branche infolge politischer Entscheidungen weiterhin befindet, keine Neuinbetriebnahmen erfolgten, wurden in China Offshore-Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von über 830 MW neu installiert. Dadurch steigt die Gesamtleistung in China auf etwa 7.900 MW. In Deutschland bleibt es aufgrund des fehlenden Zubaus bei einer installierten Offshore-Leistung von etwa 7.700 MW. Auf dem vierten Rang folgen mit deutlichem Abstand hinter Deutschland die Niederlande (rd. 2.630 MW). Auf Platz 5 der weltweit größten Offshore-Märkte liegt Dänemark (rd. 2.340 MW).
53 Prozent der gesamten globalen neuen Offshore-Windkapazität derzeit in China im Bau
Betrachtet man mit Blick auf die weltweit im Bau befindlichen Offshore-Windparks mit einer Gesamtleistung von mehr als 10.000 MW die weitere Entwicklung nach Ländern, so liegt China derzeit eindeutig an der Spitze. Mit einer Offshore-Windenergie Gesamtkapazität von rd. 5.350 MW, die derzeit im Bau ist, gewinnt der chinesische Offshore-Windenergiemarkt schnell an Bedeutung. Ein umfangreicher Ausbau der Offshore-Kapazitäten erfolgt derzeit auch in Großbritannien. Hier sind Offshore-Windparks mit einer Leistung von rd. 3.700 MW im Bau. In Taiwan setzt sich der stetige Wachstumskurs mit dem im Bau befindlichen Offshore-Windpark Yunlin mit einer Gesamtkapazität von 640 MW weiter fort. In den Niederlanden ist derzeit der Offshore-Windpark Frislan mit einer Gesamtleistung von 383 MW im Bau. Im Vergleich dazu sind auf dem deutschen Offshore-Windenergiemarkt derzeit keine konkreten Bauaktivitäten zu verzeichnen.
Deutschland: Branche fordert nach Bundestagswahl schnelle Anpassung der Rahmenbedingungen
Der Ausbaulücke auf dem deutschen Offshore-Windenergiemarkt stehen riesige Potenziale gegenüber. Das geht aus einer kürzlich vorgelegten Studie der Stiftung Offshore-Windenergie hervor, die erstmals eine Bedarfs- und Potentialanalyse zur Erzeugung von Grünem Wasserstoff durch Windenergie auf See in Deutschland veröffentlicht hat. Die Berechnungen zeigen, dass über 60.000 Megawatt (MW) installierbare Offshore-Leistung auf Basis des neuen Raumordnungsplans (ROP) möglich sind, wenn alle verfügbaren Möglichkeiten genutzt werden. Damit ließen sich auch erhebliche Mengen Grünen Wasserstoffs in Deutschland erzeugen. Erforderlich zur Erschließung der Potenziale ist aus Branchensicht nach der Bundestagswahl allerdings eine schnelle Anpassung der Rahmenbedingungen mit ambitionierten Vorgaben und einer Gleichzeitigkeit von Umsetzungsmaßnahmen.
Quelle: IWR Online
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