14.06.2010, 11:02 Uhr

Laufzeitverlängerung entlastet Verbraucher nicht

Hamburg - Die von der Bundesregierung angestrebte Laufzeitverlängerung für die 17 deutschen Atomkraftwerke wird die Stromkosten der Verbraucher nicht spürbar beeinflussen. Dies ist das Ergebnis eines Gutachtens der LBD-Beratungsgesellschaft im Auftrag des Ökostromanbieters LichtBlick. Zudem würden längere AKW-Laufzeiten die Modernisierung des Kraftwerkparks verzögern, wobei insbesondere klimaschädliche Kohlekraftwerke bei einem Ausstieg aus dem Ausstieg länger am Netz bleiben würden.

Sollte es bei dem gesetzlich festgelegten Atomausstieg bis 2022 bleiben, so erhöht sich der Großhandelspreis für die Kilowattstunde Strom gegenüber einem Szenario mit Laufzeitverlängerung nach Berechnungen der Beratungsgesellschaft um rund 0,3 Cent. Da die Strompreise aber täglich erheblich schwankten falle dies nicht ins Gewicht. Die von der Bundesregierung angekündigte Brennelemente-Steuer lasse die Kosten für Atomstrom hingegen steigen. Entscheidend für die künftige Entwicklung der Strompreise ist nach Ansicht von LBD der Wettbewerb und nicht der Kraftwerkspark. Die vier großen Energiekonzerne erzeugen demnach heute 80 Prozent des Stromes. Längere AKW-Laufzeiten würden dieses Oligopol zementieren.

Das von LichtBlick vorgelegte Gutachten kritisiert zudem eine Anfang des Jahres vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) veröffentlichte Studie. Demnach würden Haushalte mit einem jährlichen Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden bei einer Laufzeitverlängerung auf 60 Jahre rund 144 Euro im Jahr einsparen. Diese Annahme sei jedoch unrealistisch, da die BDI-Studie den Einfluss der deutschen Atomkraftwerke auf die Entwicklung der Kosten für die europaweit gehandelten CO2-Zertifikate deutlich überschätzt. Innerhalb der am europäischen Emissionshandel beteiligten Staaten hätten deutsche AKWs nur einen geringen Marktanteil von 3,2 Prozent. Sie hätten somit nur wenig Einfluss auf den CO2-Ausstoß des europäischen Kraftwerksparks.

Die europäischen Klimaziele sind laut LichtBlick-Gutachten durch den Atomausstieg nicht gefährdet. Umgekehrt würde eine Laufzeitverlängerung den Druck auf die Modernisierung des Kraftwerksparks erheblich mindern. Ältere und besonders klimaschädliche Steinkohlekraftwerke könnten länger am Netz bleiben, weil Investitionen in effizientere Gaskraftwerke weniger rentabel würden.

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