19.12.2017, 09:26 Uhr

Politik soll Verantwortungs-Schieflage bei Netzbetreibern beseitigen

Nürnberg - Die Energiewende findet im Verteilnetz statt, denn 97 Prozent aller Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien sind am Verteilnetz angeschlossen. Zuständig für die Netzstabilität sind jedoch andere. Das soll sich ändern.

Für die Stabilität des gesamten Stromnetzsystems sind bisher allein die vier Übertragungsnetzbetreiber verantwortlich. Die Verteilnetzbetreiber fordern mehr Verantwortung als bisher.

Politik soll Rechte und Pflichten der Netzbetreiber neu regeln

Geht es nach Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender der N-ERGIE Aktiengesellschaft, dann sollten "Rechte und Pflichten von Stromnetzbetreibern neu definiert werden". Hasler: "Stadtwerke und Verteilnetzbetreiber sind die Hauptakteure für die Umsetzung der Energiewende. Sie wollen und können deutlich mehr Verantwortung für die Stabilität des gesamten Netzsystems übernehmen.“

Bestimmende Leitlinie solle dabei das Subsidiaritätsprinzip sein, also Aufgaben möglichst auf der Netzebene zu erfüllen, auf der sie entstehen. Nur wenn keine effiziente Bearbeitung möglich sei, solle die Bearbeitung auf der nächsthöheren Netzebene erfolgen. Dies setze klare Kooperationsregeln voraus, so Hasler.

Zunehmend weniger Abregelungen durch Übertragungsnetzbetreiber

Eine Neuregelung mit mehr Verantwortung für die Verteilnetzbetreiber wäre nicht nur ein Beitrag für die Versorgungssicherheit und die Sicherheit der Netzsysteme, sondern auch wirtschaftlich: Durch die zunehmende Aussteuerung von Erzeugungsanlagen, Verbrauchern und Speicher auf der Verteilnetzebene müssen weniger Windkraft- und Photovoltaikanlagen von den Übertragungsnetzbetreibern abgeregelt werden. Auch verringern sich die Kosten für Netzreservekapazitäten und die Einspeisung von Kraftwerksleistung, um regionale Überlastungen auszugleichen (Redispatch).

Dezentrale Entwicklung der Energiewende auf Stromnetzebene abbilden

„Durch die zunehmende Sektorkopplung, insbesondere im Bereich der Elektromobilität als auch bei den strombasierten Heizsystemen, werden die Anforderungen an die Netzstabilisierung in den kommenden Jahren weiter steigen“, erklärt Hasler. „Deshalb ist es nun an der Zeit, die Dezentralität der Energiewende auch auf der Ebene der Stromnetze abzubilden. Ich fordere die Politik auf, hier rasch einen Rechtsrahmen zu schaffen, der es Stadtwerken und Verteilnetzbetreibern ermöglicht, technisch und wirtschaftlich effizient Systemverantwortung für ihre Netze zu übernehmen“, betont Hasler.

Quelle: IWR Online

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