04.12.2017, 15:11 Uhr

Preussenelektra beantragt Rückbau von AKW Brokdorf

Kiel/Münster – Das Atomkraftwerk Brokdorf darf laut Atomausstiegsgesetz noch bis Ende 2021 am Netz bleiben, doch Kraftwerksbetreiber Preussenelektra hat bereits den Antrag auf Stilllegung und Rückbau gestellt. Damit kann das Genehmigungsverfahren für den Abriss beginnen.

Die Betreibergesellschaft des Kernkraftwerks Brokdorf, Preussenelektra, hat am Freitag (01.12.2017) den Rahmenantrag zur Stilllegung und zum Abbau des Kernkraftwerks bei der Reaktorsicherheitsbehörde eingereicht. In einem mehrjährigen Genehmigungsverfahren werden nun das Stilllegungs-, Abbau-, und Entsorgungskonzept sowie der Restbetrieb während der Stilllegung zu regeln sein.

Umfangreiches Genehmigungsverfahren kann beginnen

Für das Genehmigungsverfahren muss Preussenelektra in den nächsten Monaten noch umfangreiche Dokumente, unter anderem einen Sicherheitsbericht, vorlegen. Das Vorgehen entspricht dem der anderen beiden schleswig-holsteinischen Atomkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel. Diese beiden wurden direkt nach der Atomkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 abgeschaltet und befinden sich nun im Nachbetrieb während die Genehmigungsverfahren für den Rückbau laufen.

Wesentlicher Unterschied zu den beantragten Genehmigungsverfahren für den Abbau der Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel ist, dass sich in Brokdorf den Plänen zufolge in der ersten Phase des Abbaus noch Brennelemente im Reaktorgebäude befinden werden, die noch nicht ausreichend abgeklungen sein werden. „Auf die Vereinbarkeit der in dieser Phase geplanten Abbauschritte mit der Lagerung dieser Brennelemente wird die Genehmigungsbehörde besonderes Augenmerk legen“, so Dr. Dr. Jan Backmann, Leiter der Atomaufsicht.

Energiewende-Minister Habeck: Nächster großer Schritt zum Ende der Atomenergie

Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) begrüßt den Antrag. „Es ist gut, dass Preussenelektra den Rückbau des Kernkraftwerks Brokdorf bereits jetzt beantragt“. Nach dem Rückbauverfahren für die Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel könne damit schon das Genehmigungsverfahren für den Abriss des Meilers in Brokdorf beginnen. „Das ist der nächste große Schritt auf dem Weg zum tatsächlichen Ende der Atomenergie in Schleswig-Holstein. Wenn Brokdorf nicht mehr läuft, ist der Norden atomstromfrei“, so Habeck.

Rückbau wird 15 Jahre dauern – Bevölkerung soll umfassend informiert werden

Mit dem eigentlichen Abbau des Kernkraftwerks Brokdorf kann erst begonnen werden, wenn die Genehmigungsvoraussetzungen vollständig erfüllt sind und die Genehmigung erteilt ist. Der Abbau soll etwa 2023 startet und sich insgesamt über 15 Jahre erstrecken. Es müssen alle kontaminierten Komponenten und Gebäudeteile entsorgt werden, wozu auch umfangreiche und aufwendige ferngesteuerte Trennverfahren zum Einsatz kommen, teilweise unter Wasser. Der Einhaltung des Strahlenschutzes wird eine besondere Bedeutung beigemessen. Dabei soll die Bevölkerung frühzeitig und weitreichend eingebunden werden.

„Mit der Antragstellung und der Information der Bür­ger sind die ersten Schritte in Richtung Stilllegung getan“ so Kraftwerksleiter Uwe Jorden. „Wir werden auch im weiteren Verlauf des Genehmigungsverfahrens sowie während des Rückbaus regelmäßig informieren.“ Der Rückbau eines Kernkraftwerks ist ein Generationenprojekt und löse viele Fragen und Sorgen aus, führt Habeck weiter aus. „Deswegen ist die Beteiligung der Öffentlichkeit besonders wichtig“, so der Grüne. „Die Genehmigungsbehörde wird den Rückbau so sicher wie möglich machen. Ohne Kernkraftwerke ist es allemal sicherer als mit ihnen.“

Quelle: IWR Online

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