14.07.2014, 11:52 Uhr

Regierung gibt fast 1.000 heimliche Atomtransporte zu

Berlin – Trotz des geplanten Atomausstieges bis 2022 wird fast täglich radioaktives Gefahrengut über Deutschlands Straßen und Kanäle transportiert, und zwar heimlich. Auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion Die Linke räumt die Bundesregierung ein, dass in Deutschland zwischen Anfang 2012 und Ende Mai 2014 rund 1.000 geheime Atomtransporte stattgefunden haben.

Die 988 Atomtransporte, von denen die Bevölkerung in der Regel nichts erfahren hat, sorgen für Furore. Auf geheim gehaltenen Routen fahren die teilweise hochgefährlichen Atomtransporte über tausende von Kilometern durch die Republik.

Bürger über Atomtransporte informieren

In Deutschland haben zwischen Anfang 2012 und Ende Mai 2014 annähernd 1.000 heimliche Atomtransporte stattgefunden, so die Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der Fraktion Die Linke. Die Abgeordneten um den Linken-Energieexperten Hubertus Zdebel haben von der Regierung die quantitative und qualitative Aufschlüsselung der seit 2000 erfolgten Atomtransporte und der aktuellen sowie der geplanten Sicherheitsmaßnahmen verlangt. In dem Antwortschreiben, das IWR Online vorliegt, heißt es: "Die jeweiligen Sicherungskategorien sowie die Routen können nicht veröffentlicht werden, da diese Angaben als Verschlusssache eingestuft sind."

Zdebel kommentiert das Schreiben der Bundesregierung: "Auf geheim gehaltenen Routen durchfahren teilweise hochgefährliche Atomtransporte über Tausende von Kilometern täglich die Bundesrepublik. Mit ihnen geht das Risiko auf die Reise." Er forderte die Bundesregierung auf, die Bürger über die Atomtransporte und ihre Gefahren zu informieren.

Uranfabrik in Gronau vom Atomausstieg ausgenommen

Der vom Deutschen Bundestag beschlossene mittelfristige Atomausstieg ändert nichts daran, dass in der Bundesrepublik täglich radioaktives Material für die Atomindustrie befördert wird – für die Atomkraftwerke sowie die Atomfabriken in Gronau und Lingen. In den letzten zwei Jahren rollten allein 186 Atomtransporte von und zur Uranfabrik im nordrhein-westfälischen Gronau über deutsche Schienen und Straßen, so die Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Die Anlage produziert Kernbrennstoffe für Kunden in aller Welt, wofür Uran aus dem Ausland benötigt wird. Meist gelangt es über den Hamburger Hafen nach Deutschland.

"Skandalöserweise ist die Uranfabrik in Gronau vom Atomausstieg ausgenommen und darf ohne jede Befristung weiter Uranbrennstoff für den Weltmarkt herstellen", erklärt Linken-Politiker und Antragsteller Hubertus Zdebel. Falls es zu Unfällen kommen sollte, sei mit schweren gesundheitlichen Schäden zu rechnen, so Zdebel.

Derzeit 54 Transporte bewilligt

Auch aktuell sind 54 Transporte nach gültigen Beförderungsgenehmigung bewilligt worden und in der Auftrags-Pipeline, so das BfS. Im Jahr 2013 war der Transport von Atommaterial hauptsächlich über das deutsche Straßennetz abgewickelt worden. Eine weitere, nicht weniger riskante Methode bietet der Seeweg. Besonders der Nord-Ostsee-Kanal wird für dabei immer wieder für Atomtransporte missbraucht.


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