23.02.2011, 16:58 Uhr

Roth & Rau fährt Verluste ein – Abkehr vom Turnkey-Geschäft

Hohenstein-Ernstthal – Der Roth & Rau-Konzern meldet für das abgelaufene Geschäftsjahr 2010 auf Basis vorläufiger Zahlen einen Umsatz in Höhe von 268,9 Mio. Euro. Dies entspreche einem Anstieg um 35,9 % gegenüber dem Vorjahreswert von 197,9 Mio. Euro. Die Auftragseingänge seien um 103,9 % auf 399,1 Mio. Euro (Vorjahr: 195,7 Mio. Euro) gestiegen. Der Auftragsbestand zum 31. Dezember 2010 belief sich nach Unternehmensangaben auf 335,0 Mio. Euro (Vorjahr: 204,8 Mio. Euro). Demgegenüber sei die Ertragslage im vergangenen Jahr durch Sondereffekte in Höhe von etwa -51,2 Mio. Euro beeinflusst worden. Davon gingen 42,9 Mio. Euro zu Lasten des EBIT und 8,3 Mio. Euro zu Lasten des Finanzergebnisses. Vor diesem Hintergrund belaufe sich das vorläufige Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) im Geschäftsjahr 2010 auf -25,9 Mio. Euro (Vorjahr: 16,1 Mio. Euro). Das EBIT vor Sondereffekten liege demgegenüber bei 17,0 Mio. Euro.

Sondereffekte beeinträchtigen Gesamtergebnis

Die Sondereffekte betrafen nach Unternehmensangaben die bereits zum 30. September 2010 vorgenommenen Wertberichtigungen auf Turnkey-Projekte in Höhe von rund 8,5 Mio. Euro sowie in Höhe rund 12,5 Mio. Euro (davon 4,2 Mio. Euro zu Lasten des EBIT und 8,3 Mio. Euro zu Lasten des Finanzergebnisses) aufgrund der drohenden Zahlungsunfähigkeit des US-amerikanischen Kunden SpectraWatt. Darüber hinaus beliefen sich weitere Wertberichtigungen aus bestehenden Turnkey-Projekten auf 11,0 Mio. Euro und es seien Rückstellungen für rechtliche und steuerliche Risiken aus noch laufenden Großprojekten in Höhe von 9,6 Mio. Euro gebildet worden. Zudem habe der Vorstand im Rahmen einer neuen strategischen Ausrichtung, die unter anderem eine Bereinigung des Produktportfolios vorsieht, bestimmte Produktgruppen und damit verbundene Entwicklungsprojekte eingestellt. Damit seien weitere, einmalige Wertberichtigungen in Höhe von etwa 3,1 Mio. Euro erforderlich gewesen. Ein wesentlicher Einmaleffekt in Höhe von 6,5 Mio. Euro folge aus der notwendigen Umstellung des Bilanzierungsansatzes bei den Einzelanlagen der Serie SiNA von der Percentage-of-Completion-Methode auf die Bewertung zu Herstellungskosten, die zu einer Verschiebung der Gewinnrealisierung in das laufende Geschäftsjahr 2011 führe.

Neue Strategie: Abkehr vom Turnkey-Geschäft

Der Vorstand der Roth & Rau AG hat eine neue strategische Ausrichtung des Konzerns beschlossen. Da das technologische Know-how und der Grad der Professionalität bei den Zell- und Modulherstellern stark gestiegen seien, habe dies zu einer Nachfrageverschiebung hin zu Einzelanlagen mit einer starken Service- und Technologieunterstützung geführt. Roth & Rau will sich deshalb in Zukunft auf das Geschäft mit Einzelanlagen (Single-Equipment) konzentrieren. Das Turnkey-Geschäft soll an die geänderten Markterfordernisse angepasst und in einer modifizierten Form weitergeführt werden. Dadurch sollen die Risiken, die sich für Roth & Rau als Generalunternehmer solcher Großprojekte in der Vergangenheit ergeben hätten, reduziert werden. Das Fertigungs-Know-how der Roth & Rau-Gruppe von der Projektplanung bis zum Hochfahren der Produktion soll nach derzeitigem Stand künftig als Beratungs- und Technologietransferleistung am Markt angeboten werden. Die in diesem Zusammenhang erforderlichen strukturellen und personellen Anpassungen wurden nach Angaben des Unternehmens bereits eingeleitet.

Roth und Rau hatte bereits im Dezember eine Gewinnwarnung veröffentlicht und einen Abwertungsbedarf von rd. 12,5 Mio. Euro angezeigt. Am Kapitalmarkt führten die Geschäftszahlen zu einer deutlichen Abwärtsbewegung für das Papier. Im Tagesverlauf verlor die Aktie nach Bekanntwerden der Bilanz rd. 7,7 Prozent und notiert aktuell bei 14,23 Euro. (Stand: 23.02.2011, 16:22 Uhr, Frankfurt).

Weitere Informationen und Meldungen zum Thema Finanzen:


© IWR, 2011