RWE-Konzernspaltung: Analysten überwiegend angetan
Münster – Dass die Pläne der Energiekonzerns RWE, den Bereich erneuerbare Energien zusammen mit dem Vertrieb und dem Netzgeschäft abzuspalten, als “gute Idee” aufgefasst wurde, war nach der Bekanntgabe des Unternehmens bereits eindeutig am Aktienkurs abzulesen (+17 Prozent am Dienstag, 01.12.2015). Inzwischen haben auch die Aktien-Experten der verschiedenen Banken und Analysehäuser die strategische Entscheidung von RWE kommentiert.
Insgesamt liegen 14 Analysten-Kommentare vor, die auf die Aufspaltung des Energiekonzerns eingehen. Nur in zwei Fällen hat diese strategische Unternehmens-Entscheidung zu einer neuen Bewertung geführt. Zudem haben fünf Analysten ihr Kursziel angepasst, meist nach oben.
RWE-Aktie: Vier Analysten heben Kursziel an
Insgesamt vier Analysten haben ihr Kursziel für die RWE-Aktie aufgrund der neuen Aufspaltungs-Pläne nach oben angepasst. Lediglich bei der Investmentbank Equinet (Bewertung: „neutral“, neues Kursziel: 13 Euro) wurde das Kursziel von zuvor 25 auf nun 13 Euro deutlich gesenkt. Dass der Versorger von der Aufspaltung profitiere, sei keineswegs ein Selbstläufer, so der Equinet-Analyst Michael Schäfer. Er sieht weiterhin Risiken hoher Abschreibungen. Auch berge der geplante Börsengang der neuen Tochtergesellschaft Gefahren.
Gesenkt wurde die Bewertung durch die Experten der Commerzbank („reduce“, 11 Euro), obwohl sie den Schritt des Versorgers eigentlich positiv sehen. Analystin Tanja Markloff begrüße ausdrücklich die neuen Pläne von RWE, doch auf den ersten Blick hätten ihre Gewinnschätzungen trotzdem keinen Spielraum nach oben. Sie stufte die Bewertung von "hold" auf "reduce".
Atomausstieg verfassungsgemäß? Société Générale sieht nächsten Kurstreiber
Bei der Société Générale („hold, 12 Euro) lenken die Analysten die Aufmerksamkeit auf die kommenden Meilensteine der Energiewirtschaft. Das Unternehmen aufzubrechen sei leicht, die wirklich schwierige Arbeit beginne aber erst danach, so Analyst Lüder Schumacher. Seiner Meinung nach dürfte der nächste große Kurstreiber für die Aktie die im Laufe des kommenden Jahres erwartete Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die Rechtmäßigkeit des deutschen Atomausstiegs sein.
Die Aktienexpteren der NordLB („kaufen“, 14 Euro) formulierten eine Einschätzung, die in ähnlicher Form bei vielen Analysten zu finden ist. Mit der Ausgliederung seiner Wachstumsgeschäfte in eine neue Tochtergesellschaft sichere sich der Versorger neue Finanzierungsmöglichkeiten, stellt NordLB-Analyst Holger Fechner fest. Zudem spreche das Unternehmen auf diese Weise Investoren an, die nicht in das herkömmliche Kraftwerksgeschäft und den Energiehandel investieren wollten.
Macquarie: RWE hat mit Aufspaltung "Mission erfüllt"
Besonders optimistisch klingen die Beurteilungen der Analysten der australischen Investmentbank Macquarie („outperform“, 15 Euro), Sie haben das Rating für die RWE-Aktie von "neutral" auf "outperform" hochgestuft und das Kursziel von 12 auf 15 Euro angehoben. Analyst Peter Crampton erklärte, der Energiekonzern habe mit der angekündigten Aufspaltung seine "Mission erfüllt". Bedenken hinsichtlich der Kapitalausstattung seien nicht länger gerechtfertigt und der Markt werde das höhere Dividendenpotenzial positiv in den Fokus nehmen. Der Macquarie-Experte hält die RWE-Aktie vor diesem Hintergrund für „deutlich unterbewertet“.
Quelle: IWR Online
© IWR, 2015