RWE schüttet trotz Rekordverlust 600 Mio. Euro Dividende aus
Essen – Der Essener RWE-Konzern hat im letzten Jahr beim Netto-Ergebnis einen Rekordverlust in Milliardenhöhe eingefahren. RWE-Chef Vorstandschef Terium spricht auf der RWE-Hauptversammlung von einer ernsten Lage. Trotzdem schüttet der Stromversorger eine Dividende in Höhe von mehr als einer halben Milliarde Euro an die Aktionäre aus. Wie passt das zusammen?
Der RWE-Milliardenverlust und die Dividendenzahlung erscheinen auf den ersten Blick ein Widerspruch zu sein. Allerdings weist RWE ausdrücklich darauf hin, dass für die Ausschüttung der Dividende nicht das Nettoergebnis (2013: Verlust von 2,8 Mrd. Euro), sondern das sogenannte nachhaltige Nettoergebnis maßgeblich ist. Und beim nachhaltigen Nettoergebnis hat RWE 2013 einen Gewinn in Höhe von 2,31 Milliarde Euro eingefahren.
Gewinn ist nicht gleich Gewinn - Dividende für 2013 trotz Netto-Rekordverlust
RWE unterscheidet bei den Gewinn-Kennzahlen zwischen dem Nettoergebnis (Verlust: 2,8 Mrd. Euro) und dem nachhaltigen Nettoergebnis (Gewinn: 2,31 Mrd. Euro). Dieser kleine, aber feine Unterschied hat es in sich. Je nach genutzter Gewinnkennzahl macht RWE im Jahr 2013 einmal einen hohen Verlust und einmal einen hohen Gewinn. Aus dem nachhaltigen Nettogewinn wird die Dividende bezahlt. Auf der Basis dieses nachhaltigen Nettoergebnisses ist der Gewinn von 2,46 Mrd. Euro im Jahr 2012 um lediglich rund 150 Mio. Euro auf jetzt 2,31 Mrd. Euro (2013) gesunken. Während RWE 2012 auf der Basis des nachhaltigen Nettoergebnisses noch zwei Euro pro Aktie ausgeschüttet hat, wird trotz eines nur leichten Gewinnrückgangs für 2013 nur noch ein Euro je Aktie ausgeschüttet. Darunter leiden die Kommunen, die noch an dem Essener Stromversorger beteiligt sind. Auch zukünftig will RWE weniger ausschütten als bislang vorgesehen. Grund für die Dividendenkürzungen ist ein Abbau von Schulden, die der Konzern angehäuft hat. Woher aber kommt dann der Rekordverlust, wie er in den Medien kommuniziert wird?
Wertberichtigungen auf Auslands-Kraftwerke treiben Verlust, sind aber nicht zahlungswirksam
Bleibt die grundsätzlich Frage, woher der RWE-Rekordverlust kommt und wie er entstanden ist. Dazu ist ein genauerer Blick auf die Ursachen des Nettoverlustes hilfreich. RWE erstellt die Bilanz nach dem IFRS-Bilanzregelwerk. Hohe Wertberichtigungen (nicht im nachhaltigen Nettoergebnis enthalten) auf ausländische Kraftwerke drückten das Nettoergebnis tief ins Minus. RWE-Konzernsprecherin Annett Urbaczka hatte dazu gegenüber IWR Online erklärt: "Die Ursachen für die Wertberichtigungen in Höhe von 4,8 Mrd. Euro liegen fast ausschließlich im nichtdeutschen Kraftwerkspark." Doch diese Wertberichtigungen wirken sich nur buchhalterisch und nicht zahlungswirksam aus, da kein Kraftwerk verkauft wurde. Erholen sich die ausländischen Strommärkte und werden die Auslands-Kraftwerke dann wieder werthaltiger, entstehen bei RWE wie aus dem Nichts entsprechende Gewinne durch Zuschreibungen.
Hintergrund-Infos zu Wertberichtigungen
Wertberichtigungen sind nicht zahlungswirksam und können eine Wertminderung (Abschreibung) oder Werterhöhung (Zuschreibung) widerspiegeln: Beispiel Haus-Investition: Wird ein Haus im Wert von 500.000 Euro errichtet und am Häusermarkt ist wegen eines Überangebotes das Haus zu einem späteren Zeitpunkt nur noch 400.000 Euro am Markt wert, dann ist in der Bilanz der niedrigere Wert anzusetzen und die Differenz (100.000 Euro) abzuschreiben, auch wenn das Haus gar nicht verkauft wird. Erholt sich der Häusermarkt und die Haus-Investition ist später am Markt dann 700.000 Euro wert, wird die Differenz (300.000 Euro) als Gewinn zugeschrieben, ohne dass ein einziger Euro zahlungswirksam geflossen ist.
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