17.05.2016, 10:54 Uhr

Setzt die EU jetzt auf Mini-Atomreaktoren?

Münster – Während in Deutschland die Energiewende und der Atommausstieg beschlossene Sache sind und auch zum Exportschlager gemacht werden sollen, denkt die Europäische Union möglicherweise nun in eine andere Richtung. Wie der Spiegel berichtet, könnte die EU auf eine neue Generation von Mini-Atomkraftwerken setzen.

Der Spiegel berichtete über den Entwurf eines Strategiepapiers, das die Grundlage der künftigen Atompolitik der EU-Kommission beinhalten soll. Danach solle die "technologischer Vorherrschaft" bei der Kernenergie in Europa bleiben. Man müsse die Atomenergie effektiver nutzen.

Weitere Gelder für neue Genration von Mini-Atomkraftwerken?

Wie der Spiegel weiter berichtet, setze die EU offenbar in Zukunft auf Mini-Atomkraftwerken. Diese müssten aber noch entwickelt werden und stünden erst in bis zu 15 Jahren zur Verfügung. Dem Bericht zufolge sollen die dafür notwendigen Gelder unter anderem aus dem europäischen Fonds für strategische Investments (EFSI) und weiteren Forschungsprogrammen der EU kommen.

Für Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, ist es absurd, dass in Deutschland die erneuerbaren Energien am Pfingstwoche zeigen, wie verzichtbar schmutzige und gefährliche Stromgewinnung ist und gleichzeitig die EU-Kommission in der Atompolitik eine Rolle rückwärts vollzieht. Hofreiter weiter: "Dabei sind schon die jetzt noch laufenden Schrottreaktoren für die Menschen in den betroffenen Regionen lebensgefährlich und für die Steuerzahler extrem teuer." Die Bundesregierung müsse endlich ihren Einfluss in Brüssel geltend machen und eine unverantwortliche Energiepolitik stoppen.

Atomenergie derzeit nicht wirtschaftlich

In zahlreichen EU-Ländern befinden sich derzeit neue, größere Atomkraftwerke in der Planung. Da sich diese Projekte nicht wirtschaftlich gestalten, sollen sie teilweise enorme Subventionen erhalten. Eines der bekanntesten Beispiele ist Hinkley Point C in der südenglischen Grafschaft Somerset. Die vom französischen Versorger EDF geplanten neuen Reaktoren mit je 1.600 Megawatt (MW) Nettoleistung sollen über einen Zeitraum von 35 Jahren mit dem Segen der EU-Kommission über eine feste Vergütung (rd. 11 Cent pro Kilowattstunde Atomstrom), zzgl. Inflationsausgleich gefördert werden.

Quelle: IWR Online

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