15.05.2013, 15:09 Uhr

Siemens-Studie: Suboptimale Standorte bei EE-Projekten kosten Milliarden

Brüssel - Einer derzeit laufenden Studie von Siemens und der Technischen Universität München zufolge fallen in Europa bis zum Jahr 2030 durch ineffiziente Investitionsmaßnahmen im Bereich der erneuerbaren Energien enorme unnötige Ausgaben an. Das ausschlaggebende Kriterium ist demnach die Standortwahl, so Siemens. Bei einer Fokussierung des Ausbaus der erneuerbaren Energien auf die ertragsreichen Standorte könnte ein Betrag von 45 Mrd. Euro eingespart werden. Dabei sind die Kosten für den zusätzlich erforderlichen Netzausbau bereits berücksichtigt worden. Das Einsparpotential, welches dem Vier- bis Fünffachen des jährlichen Investitionsvolumens von Deutschland für Solar und Windkraft entspricht, wurde durch eine Analyse der elektrischen Energiesysteme in Europa aufgedeckt. Michael Süß, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und CEO des Sektors Energy: "In Europa werden bis 2030 allein rund 138 Gigawatt an Photovoltaikanlagen neu gebaut. Würde der Zubau an den sonnenreichsten Standorten erfolgen, könnten wir 39 Gigawatt an Solaranlagen einsparen – bei gleichem Stromertrag. Auch bei der Windkraft ist die Standortwahl entscheidend für Effizienz und Wirtschaftlichkeit der Anlagen."

Optimierung der Kraftwerke: Gas statt Kohle

Um eine weitere Verbesserung der Energiesysteme zu erreichen, sollte neben einer optimaleren Standortwahl bei erneuerbaren Energien auch eine Effizienzsteigerung im Bereich der konventionellen Kraftwerke vorgenommen werden. Nach Angaben von Siemens liegen die durchschnittlichen Wirkungsgrade von Kohlekraftwerken in Europa bei etwa 38 Prozent. Bei dem Einsatz von modernen Anlagen wäre ein Anstieg auf 46 Prozent möglich. Als weiter Maßnahme wird ein vermehrter Einsatz von Gas anstelle von Kohle als Energieträger zur Stromerzeugung vorgeschlagen. Dadurch könnten sich allein in Europa 365 Mio. Tonnen CO2 einsparen lassen. Der Einsatz von Großkraftwerken zur Versorgung der Haushalte mit Strom für hocheffiziente Heizsysteme und der damit verbundene Verzicht auf fossile Brennstoffe ist laut der Studie ebenfalls effizienter als eine dezentrale Stromerzeugung mit geringeren Wirkungsgaraden.

Siemens auf fossile Energien und Windenergie fokussiert – Ausstieg aus dem Solarbereich

Siemens hat seinen Unternehmenssektor Energy derzeit in die Bereiche Fossil Power Generation, Oil & Gas, Power Transmission und Wind Energy aufgeteilt. Im gesamten Energy-Sektor erzielte der Konzern im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres, welches im September 2013 endet, einen Umsatz von 12,5 Mrd. Euro. Wichtigster Bereich ist dabei Fossil Power Generation mit einem Umsatzanteil von ca. 40 Prozent. Im Oktober 2012 hatte Siemens angekündigt, sich aus dem Geschäft mit der Solarenergie zurückzuziehen. Die Sparten Solarthermie und Photovoltaik sollten verkauft werden.


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