Solar-Handelsstreit: Meinungswandel bei europäischen Installateuren
Brüssel – Die Unterstützung europäischer Installateure von Photovoltaik‐Anlagen für die Handels-Verfahren der Europäischen Union (EU) gegen chinesische Solarprodukte wegen Dumping und Subventionen hat in den vergangenen Monaten offensichtlich zugenommen. Das ergibt eine aktuelle EU‐weite Umfrage von Europressedienst, an der sich rund 530 Installateure beteiligt haben. Demnach gibt es viel Zustimmung von den Installateuren zu den laufenden Verfahren der EU‐Kommission zu möglichem Preisdumping und ungerechtfertigter Subventionen bei chinesischen Solarherstellern. So halten 66 Prozent der Befragten das EU Verfahren für berechtigt. Sollte festgestellt werden, dass chinesische Hersteller gegen internationales Handelsrecht verstoßen, halten 65 Prozent der Installateure Maßnahmen wie Schutz‐ oder Ausgleichszölle für angemessen. Nur 18 Prozent der Installateure hingegen sprechen sich gegen mögliche Schutzzölle aus, die den Preis von chinesischen Solarmodulen verteuern würde.
Unterstützung für EU-Verfahren gestiegen?
Vor einigen Monaten sah dieses Stimmungsbild noch etwas anders aus. Im November 2012 hatte das ebenfalls in Bonn sitzende, aber nicht mit dem Europressedienst verbundene Marktforschungsinstitut EuPD Research in den vier PV-Märkten Deutschland, Italien, Großbritannien und Frankreich rund 875 Solar-Installateure befragt. Davon hatten sich etwa 44 Prozent für derartige Anti-Dumping-Zölle ausgesprochen. Rund 42 Prozent allerdings waren gegen solche Strafzölle auf die chinesischen Zellen und Module. Zwar beinhalten die beiden Umfragen im Detail unterschiedliche Fragestellungen, dennoch scheint es so zu sein, dass die Unterstützung für Strafzölle auch von Seiten der Installateure in Europa in den vergangenen vier Monaten gewachsen ist.
Warum die chinesischen Module billiger sind
Weiteres Ergebnis der aktuellen Umfrage durch den Europressedienst ist, dass die Installateure hoffen, dass auch in Zukunft eine produzierende Solarindustrie in Europa bestehen bleibt. Demnach halten es 84 Prozent der Installateure in den 27 EU‐Ländern für "sehr wichtig" bzw. "wichtig", dass es auch weiterhin europäische Solarmodule als Alternative zu chinesischen Konkurrenzprodukten gibt.
Chinesische Solarmodule sind deutlich günstiger als die der europäischen Konkurrenz. Das ist nicht vollständig durch die niedrigeren Lohnkosten in China zu erklären, denn weltweit liegt der Anteil der Lohnkosten nur zwischen sieben und zehn Prozent, teilte der Europressedienst mit. Bei den Befragten gehen die Meinungen über Gründe für den Preisvorteil weit auseinander. Auf die Frage des Europressedienstes, welche Faktoren für den Preisvorteil eine Rolle spielen, nennen 68 Prozent der Befragten die staatlichen Subventionen, die chinesische Unternehmen erhalten, als Ursache. Vorteile sehen 65 Prozent der Installateure auch bei den gegenüber Europa deutlich geringeren behördlichen Auflagen für Produktionseinrichtungen in China. Das chinesische Hersteller einen einfacheren Zugang zu frischem Kapital haben, halten 63 Prozent der Installateure für auschlaggebend, während 60 Prozent geringere Energiekosten als Ursache sehen. Dass die Preispolitik ihren Ursprung in besseren Produktionsanlagen und einer effizientere Forschungs‐ und Entwicklungspolitik chinesischer Hersteller haben könnte, stimmen die Installateure nicht zu. 60 Prozent sehen keine Vorteile bei F&E und 57 Prozent keine moderneren Produktionslinien bei chinesischen Herstellern.
© IWR, 2013