13.07.2018, 12:11 Uhr

Solarworld kaum zu retten

Solaranlagen
© Fotolia

Bonn - In der Gläubigerversammlung beim Amtsgericht Bonn haben die Gläubiger wesentliche Entscheidungen über die Zukunft der SolarWorld Industries GmbH getroffen. Ende September 2018 könnte mit dem Geschäftsbetrieb Schluss sein.

Der Insolvenzverwalter Dr. Christoph Niering hat am 12.07.2018 gegenüber den anwesenden Gläubigern, Arbeitnehmern und Betriebsrat die aktuelle wirtschaftiche Situation um Solarworld erläutert. Im Ergebnis fehlt die Perspektive.

Einstellung des Geschäftsbetriebs Ende September 2018 wahrscheinlich

Aufgrund der wirtschaftlichen Situation bestätigte die Gläubigerversammlung den Entschluss des Insolvenzverwalters Dr. Christoph Niering und des vorläufigen Gläubigerausschusses, den stark defizitären Geschäftsbetrieb spätestens zum 30.09.2018 einzustellen, sofern sich nicht bis dahin noch ein Investor finden sollte, der den Geschäftsbetrieb übernimmt. In Vorbereitung auf eine mögliche Schließung hat der Insolvenzverwalter bereits einen Interessensausgleich und Sozialplan mit dem Gesamtbetriebsrat und den Betriebsräten in Arnstadt und Freiberg ausgehandelt. Zur Abfederung möglicher Entlassungen wurden in Absprache mit der Bundesagentur für Arbeit zwei Transfergesellschaften initiiert, in welche die von ihrem Arbeitsplatzverlust betroffenen Mitarbeiter zum 01.08.2018 wechseln können.

Insolvenzverwalter Niering kritisiert Bundesregiergung

Für die Solartechnologie in Deutschland bedeute die Entscheidung einen großen Einschnitt, so Insolvenzverwalter Niering: “Die Bundesregierung hat allem Anschein nach die Forschung, Entwicklung und Produktion von Solarzellen in Deutschland aufgegeben. Anders kann ich mir die fehlende politische Reaktion auf die Insolvenz der SolarWorld als letzten großen deutschen Entwickler und Hersteller von Solarzellen nicht erklären.” Dies sei umso unverständlicher, als die Bundesregierung mit der Forschungsfabrik Mikroelektronik einen Weg aufgezeigt hat, wie wichtige Schlüsselindustrien auch in einem schwierigen marktwirtschaftlichen Umfeld erhalten werden können. Mit dem Projekt Forschungsfabrik Photovoltaik hätten nicht nur viele Arbeitsplätze gesichert, sondern vor allem das jahrelange Forschungs-Know-How und die hieraus hervorgegangenen Patente in Deutschland gehalten werden können, so Niering weiter.

Solarworld im Knebel asiatischer Wirtschaftspolitik

Die SolarWorld Industries GmbH ist im vergangenen Jahr aus der Insolvenz der Solarworld AG hervorgegangen und beschäftigte zuletzt fast 600 Arbeitnehmer an den Standorten Arnstadt, Bonn und Freiberg. Asiatische Konkurrenzprodukte unterbieten jedoch seit langem deutlich die in Deutschland notwendigen Herstellungskosten, so der Insolvenzverwalter. Dies habe nach der kürzlichen Entscheidung der chinesischen Regierung, weitere Überkapazitäten in den Export umzulenken, noch einmal zugenommen. Damit stehe der letzte große deutsche Hersteller von Solarzellen unmittelbar vor dem Aus.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2018